Robert Mugabe (92, Mitte) wirkt zunehmen vom Alter angegriffen. Seine Frau Grace (rechts) und sein Vizepräsident Emmerson Mnangagwa gelten als mögliche Konkurrenten im >Kampf um seine Nachfolge.

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Doch der Ruf der regierenden Zanu-PF hat sich zuletzt verschlechtert. Bei Protesten am Montag kam es erstmals seit 2005 wieder zu Gewalt.

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Nutznießerin könnte die frühere Vizepräsidentin Jocye Mujuru (Porträt im T-Shirt) sein. Sie wurde 2014 von Grace Mugabe aus dem Amt gedrängt, und gilt nun vielen als glaubhafte Kraft der Opposition.

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Harare – Seit mehr als zehn Jahren hatte es keine Gewalt bei Protesten mehr gegeben. Doch als Simbabwes Taxi- und Busfahrer am Montag auf die Straße gingen, um gegen Erpressungen durch die Polizei zu demonstrieren, warteten die Sicherheitskräfte bereits mit Tränengas und Knüppeln. Die Behörden im südafrikanischen Land sind alarmiert, denn die Missstimmung war schon in den Wochen zuvor immer wieder in Demonstrationen übergeschwappt.

Die verletzten Teilnehmer der Taxifahrerproteste wurden am Montag und Dienstag von den Spitälern abgewiesen – denn auch das medizinische Personal befindet sich seit Anfang Juli in einem mehrwöchigen Streik. So wie andere öffentliche Bedienstete hat es in diesem Monat kein Gehalt bekommen. Der klamme Staat kann vorerst nur noch die Sicherheitskräfte bezahlen – und auch das um Wochen verspätet. Für Mittwoch haben Regierungsgegner zu einem landesweiten Streik aufgerufen.

Angst vor der Instabilität

Die finanzielle Unsicherheit hat mehrere Gründe. Die Regierung verweist etwa darauf, dass in diesem Jahr die schlimmste Dürre seit 25 Jahren das von der Landwirtschaft abhängige Land heimgesucht hat. Vor allem aber liegt es daran, dass niemand wirklich weiß, wie es politisch weitergehen soll. Langzeitpräsident Robert Mugabe, der die Macht im Land fast monopolisiert hat, ist mittlerweile 92.

Die Berichte über altersbedingte Ausfälle häufen sich so sehr, dass öffentliche Kritik wieder leichter möglich wird: Bei Pressekonferenzen nickt der stolze Staatsführer immer wieder ein, mehrfach hat man ihn auf TV-Bildern stolpern sehen. Dem Parlament trug er im vergangenen Jahr zweimal in Folge die wortgleiche Rede vor. Bei einer Feier zu seinem 92. Geburtstag verneigte er sich offenbar aus Versehen vor seinem eigenen Porträt. Immer wieder ist er aus offiziell unerklärten Gründen im Ausland – Gegner nähren Gerüchte über eine schwere Erkrankung. Und erstmals spricht er in Interviews selbst über seinen Tod.

Viele Kandidaten, wenig Stabilität

Dass er dabei seine eigene Auferstehung in Aussicht und Spekulationen über ein baldiges Ableben in Abrede stellt, hat auch innerparteiliche Kritiker nicht davon abgehalten, hinter den Kulissen um seine Nachfolge zu kämpfen. Und genau das macht viele Simbabwer besonders nervös. Denn dass ein Nachfolgekampf glatt ablaufen wird, glaubt fast niemand. Dabei geht es vor allem um den Kampf zwischen Kandidaten aus der regierenden Zanu-PF, die Mugabe nach dem Prinzip des "Teile und herrsche" geführt hatte: Innerhalb der Partei steht Vizepräsident und Verteidigungsminister Emmerson "Crocodile" Mnangagwa, der als ideologischer Hardliner gilt, auf der einen Seite, Mugabes 50-jährige Ehefrau Grace auf der anderen. Sie galt lange Zeit vor allem als Symbol für den verschwenderischen Lebensstil der Elite, hat mittlerweile aber den wichtigen Frauenflügel der Zanu-PF übernommen.

Dass sie durchaus zu Volten fähig ist, hat sie bereits bewiesen. Vor zwei Jahren drängte sie die damalige Vizepräsidentin Joyce Mujuru aus dem Amt – zum einen mit dem Vorwurf, Mujuru habe einen Putsch geplant, zum anderen mit dem Gerücht, die Vizepräsidentin sei in Hexenzauber verwickelt.

Ein Pyrrhussieg für das Mugabe-Lager

Das könnte sich allerdings als Pyrrhussieg erweisen: Mujuru, die als vergleichsweise gemäßigt gilt, hat sich seither zu einer der wenigen glaubhaften Oppositionsfiguren entwickelt, denen die Zanu-PF keine übermäßige Nähe zum Westen oder zu neoliberaler Wirtschaftspolitik zur Last legen kann. Sollte Robert Mugabe tatsächlich noch bis zu den geplanten Wahlen im Jahr 2018 regieren können, wäre Mujuru eine harte Konkurrentin.

Dass er sich – auch bei guter Gesundheit – bis dahin halten kann, ist aber nicht sicher. Das Image ist vom Stillstand und der Wirtschaftskrise angekratzt, und der Streit in der Zanu-PF hat der Partei viel von ihrem einst staatstragenden Ruf genommen. Im Internet, zu dem rund 50 Prozent der Simbabwer Zugang haben, hat sich eine Protestkultur entwickelt, die jeglichen Respekt vor Mugabe und seiner Regierung vermissen lässt. Noch sind die Proteste auf der Straße für die Regierung nicht gefährlich. Doch geht es mit der Wirtschaft noch weiter bergab, kann die Stimmung schnell überkochen. (Manuel Escher, 6.7.2016)