Urlaub ist oft wie Weihnachten – man freut sich darauf, aber letztendlich wird es doch jedes Jahr auch stressig. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die einen setzen hohe Ansprüche an ihr Urlaubsziel oder nehmen sich zu wenig Zeit zum Ausspannen. Die anderen arbeiten auch im Urlaub weiter – entweder indem sie ihre Tage mit Aktivitäten vollstopfen, oder indem sie auch im Urlaub für Chef und Kollegen erreichbar sind. Aber was braucht es, um so richtig abzuschalten?

Es muss nicht Australien sein: Auch an Österreichs Seen kann man entspannen.
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1. Weniger Ehrgeiz bei der Wahl des Urlaubsziels

Malediven klingt vermeintlich luxuriöser als Attersee. Eine Trekking-Tour durch Kanada spektakulärer als Wandern in Salzburg. Wenn man schon einmal wegkommt, muss es doch am besten weit weg sein. Oder? "Aus medizinischer Sicht ist das verkehrt", schreibt Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik in Deutschland auf Spiegel Online. "Im Sommer muss niemand für einen Urlaub Europa verlassen und sich den Stress von Interkontinentalflügen antun." Der Erholungseffekt sei bei einem langen Flug zurück ins Heimatland sowieso meist wieder verpufft. Diehm rät, besser irgendwo Urlaub zu machen, wo man sich Stress, Jetlag und ungünstige Flugzeiten erspart.
Also: "Urlaubsziele nicht nach sozialer Akzeptanz oder Prestige-Gesichtspunkten auswählen" – sondern nach eigenen, momentanen Bedürfnissen.

Ruhig einmal zwei Wochen Zeit nehmen.
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2. Genügend Auszeit nehmen

So mancher fühlt sich bei der Urlaubsplanung unter Druck: man will die Kollegen nicht zu lange mit der Arbeit alleine lassen, denkt möglicherweise auch, dass es schlecht ankommt, wenn man zu lange dem Büro fernbleibt. Gerade Chefs kennen das Gefühl, dass ohne sie nichts mehr funktioniert.

Fakt ist aber: Wer viel leistet, muss seine Energie auch irgendwo auftanken. Dazu ist nichts besser als Urlaub. "Der Trend zu Kurzurlauben ist dabei aus medizinischer Sicht nicht hilfreich", sagt der Mediziner Diehm. "Im Beruf ist es wie im Sport. Ohne Stress keine Leistung, aber auch ohne Erholung keine Leistung." Gerade beruflich sehr engagierte Menschen könnten erst nach einigen Tagen wirklich abschalten und sich innerlich vom Job freimachen. "Ich empfehle daher einen zweiwöchigen Sommerurlaub", sagt Diehl. "Erst dann tritt ein wirklicher Entspannungseffekt ein."

Bild nicht mehr verfügbar.

Auch im Urlaub ständig für den Chef verfügbar sein? Nein.
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3. Erreichbarkeit einschränken

Immer wieder zeigen Studien, dass es vielen schwer fällt, Handy und Laptop daheim zu lassen. So auch eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Demnach nehmen sechs von zehn Beschäftigten in Deutschland dienstliche Anrufe entgegen, jeder zweite beantwortet Kurznachrichten. Die Folge: Man kommt gestresst aus dem Urlaub zurück. Jedem zweiten Österreicher geht es so, vermeldete das Marktforschungsinstitut Imas vergangenes Jahr.

Ideal wäre natürlich ein Urlaub in der Natur, sagt Diehl – oder das Handy abzuschalten oder komplett daheim zu lassen. Wem das aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gelingt, dem rät der Experte: "Zweimal am Tag, etwa am Morgen und vor dem Abendessen, jeweils für eine halbe Stunde konzentriert Mails abarbeiten und Telefonate führen. Ansonsten bleibt das Handy aus." So könne man auch dafür sorgen, dass man nach der Rückkehr aus dem Urlaub auch nicht von einer Flut an Mails erschlagen werde. "Und die Familie muss Sie nicht ständig mit dem Handy teilen."

Mindestens zwei Wochen.
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4. Zeit zum Nichtstun

Gleich vom Flughafen zum Sightseeing sorgt sicher nicht für die gewünschte Entspannung. Wer seine Urlaubstage wie Arbeitstage durchplant, dem wird es schwerfallen, sich dabei zu erholen. Philosophen wissen längst, dass der Geist schöpferische Pausen braucht. Aber auch die Psychologie zeigt, wie wichtig Nichtstun ist: Diese Pausen förderten nicht nur die Konzentration und das Gedächtnis – sondern verhelfen auch zu guten Ideen. Vor allem aber sind sie wichtig für das seelische Gleichgewicht.

"Geben Sie dem Tag die Chance auf Spontaneität. Planen Sie nicht jede Einzelheit", rät Diehl für den Urlaub. "Nur so kommt man auf andere Gedanken und es gelingt, ein wenig abzuschalten."

Urlaubszeit ist Zeit für Liebe.
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5. Die Zeit mit den Lieben nutzen

Zu oft kommt die Familie, kommen der Partner oder die Partnerin, im Alltag zu kurz. Daher ist das gemeinsame Wegfahren die ideale Gelegenheit, wieder – intensiv – Zeit miteinander zu verbringen. Sich auszutauschen, besser kennen zu lernen.

Diehl rät daher, nicht jede Aktivität alleine zu planen sondern gemeinsam. "Im Urlaub können Sie wunderbar über Ihr Leben reflektieren und mit Ihren Partnern Gespräche führen, die über den Tellerrand des Alltags hinausblicken." Dasselbe gilt für Freunde und Freundinnen. Eltern könnten die Gelegenheit wahrnehmen für ihre Rolle als Vater oder Mutter – mit den Kindern Sandburgen bauen, Brettspiele spielen, basteln. Davon würden sie letztendlich auch selbst profitieren, sagt Diehl: "Kinder geben Leichtigkeit und vermitteln Lebenslust." (lib, 12.7.2016)