Moskau – Der russische Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow hat der NATO Kriegstreiberei vorgeworfen. "Von einem Kalten Krieg geht die NATO zu den Vorbereitungen für einen heißen (Krieg) über", kommentierte der ehemalige Sowjetpräsident am Samstag den Gipfel der Allianz in Warschau. Die Rhetorik wirke wie eine Kriegserklärung an Russland, sagte er der Agentur Interfax.

"Sie sprechen nur über Verteidigung, aber im Grunde treffen sie Vorbereitungen für Angriffshandlungen", meinte Gorbatschow, der als einer der Väter der deutschen Einheit gilt.

Das Verhältnis zwischen Russland und der NATO ist seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise zerrüttet. Das Militärbündnis hatte am Freitag beschlossen, Tausende zusätzliche Soldaten nach Osteuropa zu verlegen. Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, das Bündnis suche keine Konfrontation mit Russland.

Der 85-jährige Gorbatschow sagte, Russland werde dadurch zu harten und gefährlichen Reaktionen provoziert. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, alles zu tun, um ein Abrutschen in einen Krieg zu verhindern.

Stoltenberg sieht Bündnis nicht im "Kalten Krieg" mit Russland

In den Augen ihres Generalsekretärs Jens Stoltenberg steht die Nato im Verhältnis zu Russland "vereint" da. "Die wichtigste Botschaft lautet, dass die Allianz vereint ist, wir stehen zusammen", sagte Stoltenberg am Samstag beim NATO-Gipfel in Warschau.

Die Botschaft, die er vom Abendessen im Ballsaal des polnischen Präsidentenpalastes am Vorabend mitnehme, sei, dass "Verteidigung und Dialog" die Beziehung zu Russland prägten. Die strategische Zusammenarbeit mit Russland, die einst von der NATO angestrebt worden sei, sei nicht zustande gekommen, "aber wir sind auch nicht in einer Situation des Kalten Krieges", sagte Stoltenberg. "Wir befinden uns in einer neuen Lage, die sich von allen vorherigen Erfahrungen unterscheidet."

"Wir sehen keine unmittelbare Bedrohung gegen irgendeinen NATO-Verbündeten", sagte Stoltenberg, als er auf Bemerkungen des französischen Präsidenten François Hollande vom Vortag angesprochen wurde, Russland solle nicht als "Gegner" oder "Bedrohung" betrachtet werden. Nach Stoltenbergs Worten setzt die NATO "in der Beziehung mit Russland auf starke Verteidigung und konstruktiven Dialog". (APA, 9.7.016)