Die Austragungsorte des Turniers über die Jahrzehnte: Düsseldorf, Malmö, Banja Luka... auch London... man trifft sich in der Diaspora.

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Die historischen Anfänge 1997: Zweiter von links hinten ist Miodrag "Pure" Radomirovic, der Initiator und noch immer voll dabei.

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Finale Knin (in weiss) gegen Duisburg (in schwarz) – das Spiel ist schneller als die Kamera, gewonnen hat Knin.

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Benefiz 3er in Düsseldorf,: Zweiter von links – hauptsächlich von der lokalen Organisation des Turniers abgekämpfter – Sieger und Lokalmatador Dusan Djukic.

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Düsseldorf – Vom 26. bis 28. Mai 2016 trafen sich die Basketballvereine der Diaspora des ehemaligen Jugoslawien in der Sporthalle eines Gymnasiums im Düsseldorfer Nobelbezirk Oberkassel zum 20. KEPSD-Turnier. Es hat einen Volksfest-Charakter mit Spanferkel, frisch Gezapftem und dem Nationalgetränk Rakia. Es ist ruhig in Oberkassel am Abend des Champion League Finales, aber in der Halle geht es heiß her. Gerade streitet das Kniner Team mit den Duisburgern über den Einzug ins Finale. Die Kniner – nicht zu verwechseln mit den kroatischen Nationalisten, nein – das ist Knin aus dem Kosovo, mit Spielern auch aus der Krajna und Serbien – ärgern sich, dass die Duisburger die halbe Mannschaft durch frische Spieler ersetzt haben. Die Kniner sind fertig vom Vorabend, alt und müde.

Aber die Kniner sind auch eine Mannschaft, die professionell spielt, in der gut gesponserten Business League im Kernland Serbien. Zwei Ärzte spielen im Team und ehemalige NBA-Spieler, die nicht gerne verlieren. Die Kniner haben 2011 zuletzt das Diaspora-Turnier gewonnen und werten den Bewerb auf. Auch die beleidigten Gegner lassen sich mit ihnen fotografieren. Jedenfalls sind die Kniner dann doch ausgeschieden gegen Duisburg, weil die deutschen Schiedsrichter pfeifen wie bei einem Ligaspiel und nicht verstehen, worum es beim Diaspora-Turnier geht. Der Zoff gehört zum Spaß dazu, denn sonst kann man sich gar nicht so schön versöhnen und miteinander feiern – erklärtes Ziel des Turniers.

Das KEPSD-Turnier gibt es seit 1997 und wurde knapp nach dem Ende des Balkan-Krieges, noch vor dem Ausbruch des Kosovo-Konflikts erstmals in Bielefeld ausgetragen. Miodrag "Pure" Radomirovic hat es ins Leben gerufen. Pure ist ein Basketballguru mit Trainerstationen in Jugoslawien, dann Österreich, Deutschland und Luxemburg. Er lebt Basketball, schreibt darüber, veranstaltet Seminare. In Österreich hat er 2008 St. Pölten in die Playoffs geführt, als einzige rein österreichische Mannschaft gegen Mannschaften mit bis zu acht Legionären. Das hat damals niemand geglaubt und gilt für ihn als einer seiner grössten Erfolge, den Österreichern gezeigt zu haben, dass sie Basketball spielen können.

Anfangs war das jährliche Turnier eine Gelegenheit sich als ehemalige Jugoslawen neutral zu begegnen. "Alle haben sich gefreut", erzählt Pure, "der Aufbau war kein Problem, aber die Pflege ist wie die Verteidigung eines Titels". Von Anfang an waren Spaßbewerbe Mitbestand, wie der 3er, wo auch das Publikum gegen die Profis von allen angefeuert antritt. 20 Jahre später spielt eine andere Generation das Turnier, teilweise die Enkel. Kämpfen und dann gemeinsam feiern, beides "wie Bekloppte", sonst macht es keinen Spaß, blieb erhalten beziehungsweise erhält umgekehrt den Geist der Veranstaltung. Das KEPSD verbindet die ex-jugoslawische Gesellschaft, bekanntlich drei unterschiedliche Glaubensrichtungen. Pures Grundidee für das Turnier ist sein eigenes Credo: "Als Nationalität bin ich Sportler. Mein Glauben ist Basketball, der verbindet und nicht trennt".

Idealtypisch ist Dusan Djukic, mit seinem Vater Milan führend in der lokalen Organisation dieses Jahr in Düsseldorf. Dusan wurde als Teenager Basketballer, ihn hat das Spiel von Anfang an fasziniert und groß ist er auch. Er hatte auch eine Option auf eine Karriere im Basketballmutterland USA, aber Minnesota war dann nicht so reizvoll. Die Djukic leben in Düsseldorf ein anspruchsvolles Leben, Dusan ist Manager bei einem Elektromotorenbauer. Er spielt Basketball in einem Verein von ehemaligen Ex-Jugoslawen und trifft bei den jährlichen Diaspora-Turnieren seine ehemaligen Kollegen der Basketballjugend. Damals wohnten sie als Frühreife zusammen, von den Eltern getrennt und sich dem Basketball verschrieben. Auch die ehemaligen Kollegen sind jetzt Ingenieure und spielen an ihren Lebensmittelpunkten Novi Sad, Banja Luka oder Chicago.

Das Turnier hat einen guten Weg genommen, aber muss auch angepasst werden. In dem bunten Haufen zwischen Spaß und Ernst fehlen die Statuten. Im nächsten Jahr sollen die Schiedsrichter aus der serbischen Liga kommen. Pure will das Turnier nach 20 Jahren weiterentwickeln, mit Folklore, Kultur und einer Coachklinik als Rahmenveranstaltungen. Der nächste Austragungsort ist nach aktuellem Stand München. Dabei geht es nicht um die Bedeutung eines lokalen Vereins, sondern darum, wo die meisten hinreisen wollen. Kulturelles Interesse steht im Vordergrund, und wohin man auch die Familien mitnehmen möchte bei der Gelegenheit. "Wer von uns will nach Belgrad, das kennen wir doch alle", beschreibt Pure das Auswahlverfahren.

Das Turnier im Finale gewonnen hat übrigens das Team aus Banja Luka in Bosnien gegen kopfschüttelnde Lokalmatadoren aus Duisburg. Sportlich und auch moralisch verdient, hatte doch Banja Luka das 18. Und 19. KEPSD ausgetragen, einmal ersatzweise für die Schwedischen Kollegen, die es nicht organisieren wollten. Aber auch die Schweden waren dieses Jahr wieder in Düsseldorf. Banja Luka war eingesprungen, damit das Turnier nicht pausiert und kontinuierlich erhalten bleibt. Bei der Siegesfeier in Meerbusch hat dann auch der Coach für alle getanzt. Die Spieler waren auf Tour in der Düsseldorfer Altstadt. Das stört aber niemanden, denn gefeiert wird mit dem, der da ist, inklusive der Kniner, die bei der Siegesfeier dann keinen Zoff mehr gemacht haben. (Harriet Meyer, 13.7.2016)