120 Gemeindewohnungen sollen auf dem Gelände der ehemaligen Austrian-Airlines-Zentrale in Wien-Favoriten entstehen.

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Vor einem Jahr wurde das Wiener Wohn-Ticket eingeführt. Damit wurden alle Wohnungsangebote der Stadt Wien gebündelt und die Grundvoraussetzungen dafür vereinheitlicht: Wer eine Wohnung will, muss das 17. Lebensjahr vollendet haben und außerdem nachweisen können, seit mindestens zwei Jahren seinen Hauptwohnsitz an der aktuellen Adresse in Wien zu haben. Zudem muss man österreichischer Staatsbürger – oder diesem gleichgestellt – sein und darf eine Einkommensgrenze nicht überschreiten. Dafür wurden von der Stadt Transparenz und kürzere Wartezeiten versprochen.

Ein Jahr später zeigt sich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) mit dem neuen System zufrieden: "Das Wiener Wohn-Ticket wirkt", sagte er bei einem Pressegespräch. 33.869 Wohn-Tickets, also Anmeldescheine, wurden bis Ende Juni ausgestellt, davon 18.616 für geförderte Wohnungen und 15.253 für Gemeinde- und besonders geförderte Wohnungen wie Smart-Wohnungen.

Bonussystem für Wiener

Geglückt findet Ludwig auch das Bonussystem für Wiener, das vor einem Jahr eingeführt wurde: Wer schon länger in Wien lebt, wird auf der Warteliste bis zu neun Monate vorgereiht. Bei 17.374 Personen wurde bereits überprüft, ob der Wien-Bonus zur Anwendung kommt. Davon profitierten 55 Prozent, also 9.559 Bewerber – 69 Prozent davon von der Maximal-Gutschreibung von neun Monaten, 19 Prozent erhielten einen Bonus von sechs Monaten, zwölf Prozent wurden um drei Monate vorgereiht. "Das war eine Maßnahme, die jene bevorzugt, die schon mehr zur Entwicklung der Stadt beigetragen haben, und nicht – wie man mir vorgeworfen hat – jene, die schon immer in Wien gelebt haben", so Ludwig.

Durch diesen Bonus komme es zu längeren Wartezeiten für Menschen, die noch nicht lange in Wien leben, räumte der Wohnbaustadtrat aber ein: "Richtig ist: Wenn die einen vorgerückt werden, müssen andere länger warten." Wie lange Betroffene länger warten müssen, dazu gebe es bisher noch keine Zahlen. Außerdem werde das Angebot an Wohnungen stetig vergrößert und die Wartezeit dadurch verringert. 25.000 Menschen befinden sich derzeit auf der Gemeindebau-Warteliste, Anfang des Jahres waren es noch 29.000. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt eineinhalb bis zwei Jahre, so Ludwig.

Weitergabe des Mietrechts nicht mehr möglich

Umsetzen will der Wohnbaustadtrat demnächst einen Parteitagsbeschluss der Wiener SPÖ. Mitte April fand dort ein Antrag der kritischen "Sektion 8" eine Mehrheit, wonach die Weitergabe des Mietrechts an entfernte Verwandte – darunter fallen etwa auch Großtanten oder Schwiegereltern – nicht mehr möglich sein soll.

"Das ist in Ausarbeitung", im Herbst wolle er seinen diesbezüglichen Vorschlag präsentieren, kündigte Ludwig am Donnerstag an. Die Zahl der Betroffenen hält sich ohnehin in Grenzen. Bei 9.000 bis 11.000 Wohnungsvergaben pro Jahr fallen in etwa 300 in diese Kategorie. (zof, APA, 14.7.2016)