In der Causa um die mögliche Vertragsverlängerung von Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco hat sich Kulturminister Drozda (SPÖ) noch einmal zwei Wochen Bedenkzeit verschafft. Er sollte sie dringend nützen. Denn neben den nicht unerheblichen Compliance-Verstößen müsste er sich als Sozialdemokrat auch Gedanken zum Führungsstil der seit 2007 amtierenden Direktorin machen.

Die Kompetenz als Kulturmanagerin spricht Husslein niemand ab. Ob sie aber wirklich die in der Ausschreibung gesuchte "teamorientierte Persönlichkeit mit hoher kommunikativer und integrativer Kompetenz" verkörpert, darf bezweifelt werden. Ihr herrischer Umgang mit und eklatanter Verschleiß von Mitarbeitern ist im Kulturbetrieb traurige Legende. Klagen gibt es darüber viele. Dies auch öffentlich anzuprangern, kann sich ein am Hungertuch nagender Unterbau nur schlicht nicht leisten.

Fatales Signal an Kulturfürsten

Drozdas Entscheidung, Husslein bis Ende des Jahres im Amt zu belassen, war in zweierlei Hinsicht kurzsichtig: Eine Chefin, die niemandem mehr traut, verübt im Haus nun den personellen Kahlschlag. Warum werden jene, die sich an Compliance-Regeln hielten und Verstöße meldeten, beurlaubt und jene, die Verfehlungen begangen haben, nicht? Und welches Signal sendet der Minister an die Kulturfürsten des Landes, wenn man sich künftig wie Husslein aus Compliance-Verstößen einfach freikaufen kann? Ein Präzedenzfall, der dem Kulturbetrieb nicht guttut.

Dazu kommt nun, dass das Belvedere-Führungskuratorium offenbar seit Jahren um Hussleins Verfehlungen Bescheid wusste. Das riecht nach Wegschauen und Mitspielen. Am Ende können Kontroll- und Leitungsorgane nicht mehr ohne einander bestehen. Ein Systemversagen, wie man es in größerer Dimension vom früheren Burgtheater kennt.

Für die Zukunft im Land der New Deals daher ein (alter) Vorschlag: Was spräche dagegen, hohe Posten im staatsnahen Kulturbereich auf, sagen wir, zehn Jahre zu beschränken? Der Entstehung verkrusteter bis feudalistischer Machtsysteme würden derartige Regelungen Grenzen setzen. Das gilt im Übrigen auch für so manchen Politfürsten. (Stefan Weiss, 15.7.2016)