Das Genie ist männlich. Das hat Maler Georg Baselitz immer wieder gerne zu verstehen gegeben, etwa wenn er 2013 im Interview mit dem Spiegel sagte: "Frauen malen nicht so gut. Das ist ein Fakt." Freilich, er gestand ein, dass es Ausnahmen gibt: "Agnes Martin oder aus der Geschichte Paula Modersohn-Becker. Immer wenn ich ein Bild von ihr sehe, bin ich glücklich." Aber auch das wurde sofort wieder relativiert: "Aber auch sie ist kein Picasso, kein Modigliani, auch kein Gauguin."

Am Besten man lächelt müde über den Maler-Chauvinisten, statt sich über seine Aussagen zu erregen. Mit Augenzwinkern überschreibt etwa die Galerie Christine König ihre Sommerschau "Summer in the City" mit diesem, Potenzial zur Erregung bietenden Baselitz-Zitat. "Ach ja?", scheint man herausfordernd zu fragen und präsentiert 13 junge Malerinnen, die solchen Ungehobeltheiten die Stirn bieten. (kafe, 22.7.2016)

Bis 30. 7., Galerie Christine König, Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien

Das in Wien lebende malerische Duo Gabriele Fulterer (geb. 1967 in Mürzzuschlag) und Christine Scherrer (geb. 1967 in Salzburg) deuten in ihren Bildern androgyne Körperpartien oder Torsi an.

Gabriele Fulterer + Christine Scherrer: Torso , 2016 (Acryl auf Leinen, 120 x 120 cm)

Foto: Galerie König

Die Arbeiten von Flora Hauser (geb. 1992 in Wien) erfordern viel Nähe vom Betrachter. Erst dann kann er ihre mit Bleistift auf Leinwand gesetzten, informellen Markierungen, die sich subtil zu fließenden Flächen verbinden, erkennen.

Flora Hauser: Ein Dilemma nordwestlich von Wien, nach der Mittagspause /Vorbesprechung, 2016 (Buntstift auf Leinwand, je 100 x 70 cm)

Foto: Galerie König

Figurativ und schrill fallen die Porträts aus, die die in Gent lebende Künstlerin Alejandra Hernández (geb. 1989 in Bogotá, Kolumbien) von Frauen anfertigt.

Alejandra Hernández: Chloé , 2015 (Öl auf Leinwand, 90 x 80 cm)

Foto: Galerie König

Zeichnungen sind die sehr unmittelbare Grundlage der Malerei von Olivia Kaiser. Denn die Wiener Künstlerin (geb. 1983) überträgt deren Qualitäten in lasierende, als auch pastose Ölmalerei.

Olivia Kaiser: nothing that I have done , 2015 (Öl auf Leinwand, 190 x 145 cm)

Foto: Galerie König

Die Arbeiten der in der Schweiz arbeitenden, gebürtigen Neuseeländerin Maureen Kaegi (geb. 1984) bewegen sich an der Grenze zwischen Malerei und Druck. Ihre seriellen Muster, Vibrationen und Ornamente erinnern an Störmomente und Interferenzen von Bildschirmen.

Maureen Kaegi: Ohne Titel , 2012 (Öl auf Papier219 x 151 cm)

Foto: Galerie König

Arkadisch muten die schönen, aus der Renaissance übernommenen Körper bei Sanam Khatibi (geb. 1976 in Teheran) an. Die in Brüssel und Mexico City lebende Künstlerin bettet sie aber in mysteriös wirkende Landschaften.

Sanam Khatibi: With tenderness and longing , 2015 (Öl auf Leinwand, 160 x 200 cm)

Foto: Galerie König

Erst auf den zeiten Blick eröffnet sich das reiche Farbspektrum von Marlen Letetzkis (geb. 1990 in Weimar) zunächst monochrom erscheinender Malerei. Eine Herausforderung zu aufmerksamer Betrachtung.

Marlen Letetzki: ohne Titel , 2015 (Öl auf Schleiernessel auf MDF, 110 x 90 cm)

Foto: Galerie König

Museale Innenräume und spiegelnde Vitrinen, die das Auszustellende fragmentieren oder nur andeutungsweise erkennen lassen, sind die Motive in einer neuen Bildserie von Katherina Olschbaur (geb. 1983 in Bregenz).

Katherina Olschbaur: Reflections , 2015 (Öl auf Leinwand, 140 x 155 cm)

Foto: Galerie König

Zombiehafte Gestalten und brutale, metallische Kälte beherrschen die großformatige Malerei von Justine Otto (geb. 1974 in Zabrze, Polen).

Justine Otto: Prozac , 2016 (Öl auf Leinen, 160 x 150 cm)

Foto: Galerie König

Die Berlinerin Lea Asja Pagenkamper studierte sogar bei Baselitz [sic!]. Ihre Arbeiten der Serie "Abgang" zeigen urbane Räume, kalte, von Graffiti und Schmierereien verunstaltete Betonwände.

Lea Asja Pagenkamper: Abgang I , 2004 (Mixed Media auf Leinwand, 250 x 250 cm)

Foto: Galerie König

In den Bildern der in Wien lebenden Titania Seidl (geb. 1988) verbinden sich Andeutungen von Gegenständlichkeit und intensive Farbigkeit zu abstrakten Kompositionen.

Titania Seidl: Ripley’s Game, 2016 (Öl auf Leinwand, 170 x 130 cm)

Foto: Galerie König

"Irregularitäten, Schnitte, Ritzungen, Kratzer, die das Ebenmaß einer perfekt exekutierten Geometrie stören und den Illusionismus einer Kunst der intakten Schönheit der Form brechen", sagt Thomas Mießgang über die Bilder der in Wien und Paris lebenden Natalia Załuska (geb. 1984 in Krakau).

Natalia Załuska: Ohne Titel , 2016 (Mixed Media auf Keilrahmen, 90 x 60 cm)

Foto: Galerie König