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Nizza trauert nach dem Anschlag vom Freitag.

Foto: REUTERS/Eric Gaillard

Nizza – Nach dem Anschlag von Nizza mit mindestens 84 Toten geht die französische Regierung davon aus, dass sich der Täter sehr schnell radikalisiert hat. Keine Bestätigung gibt es für eine Mitgliedschaft des Tunesiers in der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS), die die Tat für sich beansprucht:

Wer war der Täter?

Als Attentäter ist der 31-jährige Mohamed Lahouaiej-Bouhlel identifiziert. Er stammte aus Tunesien und hatte seinen Wohnsitz in Nizza. Der Vater dreier Kinder wurde vom französischen Geheimdienst nicht als Gefährder geführt. Auch als Islamist trat er nicht in Erscheinung, obwohl ihn inzwischen einige Zeugen als religiös beschreiben. Der junge Mann, der als Lieferant arbeitete, beging seit 2010 eine Reihe von Straftaten; im März wurde er wegen eines gewaltsamen Streits nach einem Verkehrsunfall zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.

Wie ging der Täter vor?

Der Mann lenkte den weißen Kühllastwagen in eine Menschenmenge, die am Donnerstagabend nach dem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais versammelt war. Erst nach zwei Kilometern kam der 19-Tonner zum Stehen. Der Täter schoss mit einer Pistole mehrfach auf Polizisten, bevor er selbst von ihnen getötet wurde. Er soll die Strandpromenade bereits Tage vor dem Anschlag ausgekundschaftet haben.

Wer sind die Opfer?

Bei dem Anschlag wurden mindestens 84 Menschen getötet, darunter auch zehn Kinder und Jugendliche. Am Sonntag schwebten noch 18 Schwerverletzte in Lebensgefahr, darunter ein Kind. Hinweise auf österreichische Opfer gibt es nach Angaben des Außenministeriums in Wien nicht.

Hatte der Attentäter Komplizen?

Der Fahrer war allein in dem Lastwagen. Die Polizei hatte am Sonntag fünf Männer und eine Frau in Gewahrsam, die aus dem persönlichen Umfeld des Täters stammen. Dazu gehören eine Frau und ein Mann aus Albanien. Sie werden verdächtigt, dem Täter "logistische Hilfe" geleistet zu haben. Die Frau des Täters, von der er getrennt lebte, wurde nach Befragungen durch die Polizei wieder freigelassen.

Wer steckt hinter der Tat?

Der Islamische Staat beansprucht den Anschlag für sich. Die Jihadistenmiliz erklärte am Samstag über ihr Sprachrohr Amaq, der Attentäter von Nizza habe auf ihre Aufrufe reagiert, Bürger der Länder der internationalen Koalition anzugreifen, die in Syrien und im Irak gegen die Extremisten kämpft.

Hält die französische Regierung die Erklärung des IS für glaubhaft?

Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, der Täter habe sich offenbar "sehr schnell radikalisiert". Eine Mitgliedschaft des Tunesiers im IS bestätigte er nicht. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte, die Extremisten hätten die Tat mit ihren Appellen aber womöglich inspiriert. (APA, 17.7.2016)