International gefragter Museumsberater und Erfinder des Wiener Museumsquartiers: Dieter Bogner.

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Als Juryvorsitzender hat Dieter Bogner schon einmal über eine Nachfolge von Agnes Husslein mitentschieden. 2005 sollte der Wiener Kulturmanager nicht nur die zerrüttete Salzburger Museumslandschaft neu ordnen, sondern auch gleich eine neue Spitze für das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg finden.

Die damalige rote Landeshauptfrau Gabi Burgstaller wollte den Vertrag von Gründungsdirektorin Husslein nicht ohne Neuausschreibung verlängern. Berichte über hohe Spesen und Verschleiß von Mitarbeitern hatte es schon damals gegeben. Der Idee einer Doppelspitze konnte Husslein wenig abgewinnen ("Da erübrigt sich jeder Kommentar"). Also verließ sie Salzburg in Richtung Wien, übernahm 2007 die Direktion des Belvedere.

Ihre Vertragsverlängerung über 2016 hinaus galt dort bereits als fix. Doch dann wurden Verfehlungen gegen die hausinternen Complianceregeln publik. Ein finanzieller Schaden im fünfstelligen Bereich wird kolportiert. Kulturminister Drozda (SPÖ) entschied milde: Husslein darf ihren bis Ende des Jahres laufenden Vertrag weiter erfüllen. Die sofortige Installation eines kaufmännischen Kogeschäftsführers aber musste die Direktorin hinnehmen. Offiziell "erfreut".

Eine fast filmreife Karriere

Interimistisch soll der heute 73-jährige Dieter Bogner bis zur Bestellung einer neuen Doppelspitze als Aufpasser agieren. Zu den Vorwürfen gegen Husslein will sich Bogner nicht äußern. Seine Aufgaben lägen "im organisatorischen Bereich", sagt er.

So wortkarg wie jetzt war der Tausendsassa freilich nicht immer. Bogners Karriere wäre filmreif, böte sie neben den unzähligen Erfolgen irgendwelche Tiefschläge. Aber Fehlanzeige. Das Kaufmännische lernte Bogner in jungen Jahren im elterlichen Stahlbetrieb. Studien der Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie in Wien und Paris brachten ihn anschließend bis zur Habilitation.

In den 1980er-Jahren trat der international gefragte Museumsberater nicht nur als umweltbewegter Aubesetzer in Erscheinung, er gebar auch sein konzeptuelles Meisterstück: das Wiener Museumsquartier. Mit seiner Frau Gertraud sammelt Bogner seit frühesten Tagen abstrakte Kunst. Dabei zeigte sich das Paar wiederholt gönnerhaft und beschenkte Museen mit Teilen der Sammlung – darunter auch das Belvedere. Unvereinbar? Nein, meinen selbst Husslein-kritische Stimmen. Dieter Bogner sei "moralisch einwandfrei". Tatsächlich fehlt zur Filmreife nicht viel. (Stefan Weiss, 20.7.2016)