Stillen ist nicht nur billig, sondern auch gesund für Mutter und Kind, wie Studien gezeigt haben.

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München – Etwa vier Prozent der schwangeren Frauen entwickeln vor der Geburt ihres Kindes Schwangerschaftsdiabetes. Obwohl sich ihr Blutzuckerspiegel nach der Entbindung zunächst wieder normalisiert, erkrankt jede zweite Betroffene innerhalb der nächsten zehn Jahre an Diabetes vom Typ 2.

Studien haben gezeigt, dass Stillen dieses Risiko um 40 Prozent senken kann. Warum das so ist, konnten Forscher aber bislang nicht klären. Wissenschafter des Instituts für Diabetesforschung (IDF) am Helmholtz Zentrum München fanden im Jahr 2012 heraus, dass sich ab einer Stilldauer von drei Monaten ein Schutzeffekt einstellt, der bis zu 15 Jahre anhalten kann.

Nun untersuchte das Forscherteam um Anette Ziegler, ob für diesen Schutzmechanismus der Stoffwechsel verantwortlich ist. Dazu wurden knapp zweihundert Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes untersucht. Die Probandinnen nahmen dabei eine standardisierte Zuckerlösung zu sich. Zusätzlich wurde vorher und nachher eine Blutprobe genommen.

Unterschiede im Stoffwechsel

Danach verglichen die Wissenschafter die Proben auf 156 verschiedene Stoffwechselprodukte. Die Entbindung lag zu diesem Zeitpunkt im Mittel dreieinhalb Jahre zurück. "Wir konnten beobachten, dass sich die Stoffwechselprodukte der Frauen, die länger als drei Monate gestillt hatten, deutlich von jenen unterschieden, die kürzere Stillzeiten hatten", berichtet Erstautorin Daniela Much vom IDF.

"Das längere Stillen ist mit einer veränderten Produktion von Phospholipiden und verringerten Konzentrationen von verzweigtkettigen Aminosäuren im Blutplasma der Mütter verbunden", ergänzt die Forscherin. Diese Stoffwechselprodukte waren bereits in früheren Studien mit Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht worden, betonen die Wissenschafter.

Handlungsempfehlungen ableiten

"Die Ergebnisse unserer Studie liefern Hinweise auf krankheitsrelevante Stoffwechselpfade, die durch den Stillvorgang beeinflusst werden und somit dem Schutzeffekt zu Grunde liegen könnten", resümiert Co-Autorin Sandra Hummel.

Das Fazit der Forscher: Stillen sei eine kostengünstige Interventionsmaßnahme, die langfristig das Risiko für Typ-2-Diabetes bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes senken kann. Nun wollen die Wissenschafter überlegen, wie man die Erkenntnisse in konkrete Handlungsempfehlungen umsetzen kann. "Frauen mit Gestationsdiabetes stillen durchschnittlich seltener und kürzer im Vergleich zu nicht-diabetischen Müttern", so Hummel. "Das Ziel ist nun, Strategien zu entwickeln, die langfristig das Stillverhalten insbesondere von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes verbessern. (red, 21.7.2016)