Irgendwo im fernen Kuipergürtel könnte er sich versteckt halten: Nachdem Planet Neun noch nicht direkt beobachtet werden konnte, versuchen Astronomen seine Existenz anhand der Bewegungen anderer Objekte in unserem Sonnensystem zu belegen.

Illu.: T. Pyle (SSC)/JPL-Caltech/NASA

Die Umlaufbahnen der sechst fernsten Objekte des Sonnensystems weisen alle auf diesen neunten Planeten hin. Dessen exzentrischer Orbit könnte auch die Bahnebenen der übrigen acht Planeten beeinflusst haben, vermuten nun zwei Forscherteams.

Illu.: Caltech/R. Hurt (IPAC)

Pasadena/Nizza – Zwar liegt nach wie vor kein Beweis vor, dass er existiert, doch die Hinweise mehren sich und machen es immer wahrscheinlicher, dass ein großer Himmelskörper bisher unerkannt im fernen Kuipergürtel seine Kreise zieht. Zwei Wissenschafterteams haben nun eine spezielle Eigenart unseres Sonnensystems mit dem Einfluss dieses ominösen Planeten Neun in Zusammenhang gebracht.

Alle acht Planeten des Sonnensystems bewegen sich seit ihrer Geburt in der selben orbitalen Ebene – doch diese stimmt mysteriöserweise nicht mit der Rotationsachse der Sonne überein, die um sechs Grad gegenüber der Achse der Planetenumläufe geneigt ist. Zwar haben Astronomen schon einige Theorien aufgestellt, warum das so ist – ins Spiel gebracht wurden etwa magnetische Wechselwirkungen der Sonne mit der protoplanetaren Scheibe oder ein nahe vorbeiziehender Nachbarstern, der an der Sonne zog -, doch wirklich befriedigend sind diese Thesen auch nicht.

Einfluss auf Kuipergürtel- Objekte

Nun liegt eine neue Erklärung vor: Ein hypothetischer Planet in den äußeren Regionen des Sonnensystems könnte auf die Umlaufebenen der Planeten eingewirkt haben. Vor einigen Monaten haben die beiden Astronomen Michael Brown und Konstantin Batygin vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena Planet Neun bereits für die ungewöhnlichen Orbits einiger Kuipergürtel-Objekte verantwortlich gemacht und damit seine Existenz untermauert. Elizabeth Bailey, ebenfalls Wissenschafterin am Caltech, erweitert diese Idee nun auf die Umlaufbahnen aller Planeten.

"Nachdem wir annehmen, dass Planet Neun eine signifikante Bahnneigung aufweist, müsste dies Einfluss auf andere Himmelskörper haben – und zwar in genau dem Ausmaß, der die Orbits der Planeten erklären würde", erklärt Bailey. "Es ist wie ein Puzzlestück, das haargenau passt."

Bis zu 20 Mal so massiv wie die Erde

Bisherige Annahmen gehen davon aus, dass Planet Neun die fünf- bis zwanzigfache Masse der Erde besitzt und in einer hochexzentrischen Bahn kreist, deren fernster Punkt 250 Mal so weit weg ist wie die Erde von der Sonne. Dieser langgezogene Orbit ließ einige Astronomen vermuten, dass Planet Neun einst aus einem fremden Sternsystem gekidnappt worden ist.

Geschah dies früh genug in der Geschichte des Sonnensystems, dann hätte Planet Neun genug Zeit gehabt, um die Umlaufbahnen der Planeten gegenüber der Rotationsachse der Sonne zu neigen, meint Bailey. Dabei spielt die eigene Bahnneigung von Planet Neun und nicht seine Masse die Hauptrolle, ergänzt Alessandro Morbidelli vom Côte d’Azur Observatorium in Nizza, der unabhängig von Bailey zu den selben Ergebnissen gekommen war. "Wäre es allein eine Frage der Masse, dann wäre wohl eher Jupiter der Hauptverdächtige", meint Morbidelli. Ein Beweis für die Existenz von Planet Neun sind diese Daten allerdings auch nicht. Den kann allein seine direkte Beobachtung mit einem Teleskop erbringen. (red, 23.7.2016)