Der Eingang in der Weihburggasse ist kaum zu übersehen.

Foto: Alex Stranig

Wer auf der Kärntner Straße unterwegs ist und Lust auf Burger hat, orientiert sich am besten an der weißen Kuh.

Foto: Huth Gastronomie GmbH/APA-Fotoservice/Rastegar

Weiße Fliesen sorgen für Schlachthaus-Flair. Die Tische und Sessel wirken da gemütlicher.

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Da hat offenbar auch der prominente Besuch zur Eröffnung nicht viel genutzt. Als die Gastro-Familie Huth den historischen Stadtkrug in der Wiener Weihburggasse vor zweieinhalb Jahren als Stadtgasthaus Huth eröffnete, kamen Fußballtrainer Marcel Koller, Schauspieler Peter Simonischek und Moderator Eberhart Forcher zum Opening-Event. Danach wurde es relativ still um das Wirtshaus in bester Innenstadtlage.

Das sollte sich nun ändern. Das Lokal wurde einem Relaunch unterzogen, und statt Hausmannkost gibt es jetzt Burger, statt langweiligem Gasthaus provoziert man mit gewagtem Namen (Rinderwahn), und statt gewöhnlicher Sessel und Tische will man mit hippen Bänken aus Europaletten auffallen. So etwas scheint (zumindest in Wien) noch zu ziehen. Vor dem Lokal steht eine lebensgroße Kuh aus Kunststoff, und mit Sprüchen wie "Ich will ein Rind von dir" huldigt man dem Wiederkäuer. Gut, dass im Schanigarten, der direkt an die Kärntner Straße grenzt, noch ein Platz frei war – im Lokal wäre es ohnedies viel zu heiß. Auch wenn die an eine Fleischerei erinnernde Fliesenwand im Eingangsbereich spannend aussieht.

Sau rauslassen

Unter dem Motto "Auffallen um jeden Preis" mutet nicht nur der Name des Burger-Lokals seltsam an, auch die Namen der Speisen kommen einem schwer über die Lippen. Wenn man es aber geschafft hat, eine "fette Sau" zu bestellen, ist einem die Belohnung gewiss. Serviert wird ein Pulled-Pork-Burger mit zart saftiger Schweinsschulter, gegrillten roten Zwiebeln, Cheddar und Gurken-Pickles. Dazu gibt es wahlweise klassische Fries oder gegen Aufpreis jene aus Süßkartoffel sowie hausgemachte Mayo. Die Buns lassen die Gastronomen bei der Bäckerei Szihn backen. Das zahlt sich aus, sind die nicht ganz so süßen Brioche-Buns doch luftig und schön buttrig.

Pulled-Pork-Burger (13,80 Euro) gibt es gegen Aufpreis auch mit Onion Rings.
Foto: Alex Stranig

Die "Bella Luisa" lässt einen kurzzeitig in ein traumhaftes Fleisch-Koma fallen. Das kurz angebratene Patty aus Beiried, Rinderfett sowie Brust- und Nackenfleisch schmeckt saftig fleischig, ohne viel Gewürz-Tamtam. Weniger ist eben manchmal doch mehr. Statt Cheddar gibt es Mozzarella, der die logische Symbiose mit dem Rucola bildet. Dass sich der Speck dazwischen geschlichen hat, wird italophile Burger-Essen weniger freuen, dominiert doch die üppige Scheibe des kross gebratenen Specks den Geschmack der schönen Luise erheblich.

Bella Luisa (13,80 Euro) wird wie alle anderen Burger mit hausgemachter Mayo serviert.
Foto: Alex Stranig

Und obwohl man sich zwischenzeitlich wie in der von vielen herbeigewünschten Sperrzone für Vegetarier fühlt, werden die Fleischverweigerer hier keineswegs gemobbt. Unter der Rubrik "Rindermärchen" finden sich zwei Kreationen, für die nie ein Viecherl sterben musste. Beim "Veggie-Wahn" ersetzt man das Fleisch-Patty durch ein knusprig frittiertes und mit Cheddar und Frischkäse gefülltes Portobello-Schwammerl. Avocado und Pico de Gallo, einer Art Salsa, passen perfekt zum fleischlosen Laberl.

Beim Veggie Wahn (11,80 Euro) wird das Patty durch Portobello ersetzt.
Foto: Alex Stranig

Besonders erfreulich: Craft-Beer kommt von Brauwerk und gibt es vom Fass (Blond, Session IPA) und aus der Flasche (unter anderem Porter, Flanders Red). Am Ende der Karte bedankt man sich noch bei Resi, Luisa, Elsa und Toni. Damit sind wohl die Rinder gemeint – falls nicht, Entschuldigung für den Fauxpas. (Alex Stranig, 26.7.2016)