Wien – In der EU arbeiten rund sechs Millionen Menschen im Kulturbereich. 47 Prozent davon sind Frauen. In Schweden und Luxemburg, wo gemessen an der Gesamtbeschäftigung am meisten Kulturarbeit verrichtet wird (fünf Prozent), liegt der Frauenanteil bei 51 Prozent.

In Österreich sieht die Sache anders aus: Mit 42 Prozent weiblicher Kulturbeschäftigter ist man beinahe Schlusslicht, nur Malta weist einen geringeren Wert auf (35 Prozent). Zumindest am Papier nehmen Fördergeber das Thema Geschlechtergerechtigkeit in den letzten Jahren ernst. Bund wie Länder führen gesonderte Gender-Statistiken.

Im aktuellen Kunst- und Kulturbericht des Bundes zeigt sich eine Tendenz zur Angleichung: Insgesamt gingen 51 Prozent der Mittel in Form von Stipendien, Projektförderungen, Ankäufen und Preisen im vergangenen Jahr an Männer. 2007 waren es noch 57 Prozent gewesen. Pro Vergabe wurden Männer im Schnitt mit 5213 Euro gefördert, Frauen mussten mit 4636 Euro auskommen.

Hohe Frauenanteile wurden bei bildender Kunst (54 Prozent), Architektur und Design (73 Prozent), Mode (80 Prozent) und darstellender Kunst (79 Prozent) erreicht. Männer dominierten in den Bereichen Film (65 Prozent), Musik (55 Prozent) und Literatur (54 Prozent). In den 65 Vergabejurys des Bundes sitzen mittlerweile 56 Prozent Frauen. Damit soll der Männerdominanz im Kunstsenat (86 Prozent) entgegengewirkt werden. In ihm sind alle Staatspreisträger auf Lebenszeit vertreten – seit 1950 erging der Preis an 99 Männer und nur zehn Frauen.

Ähnlich einseitig zeigt sich die Statistik der Bundesmuseen und -theater: Der Männeranteil bei Orchestern, Regisseuren, Dirigenten und aufgeführten Autoren liegt bei jeweils über 80 Prozent. Für die Museen zählt man die Anzahl der Kuratoren: 2015 waren dabei insgesamt Männer, im KHM und im Mumok aber Frauen in der Überzahl. Ein deutlich männliches Bild zeigte sich bei den Einzelausstellungen der Häuser. Nur die Albertina machte hier 50:50. (stew, 27.7.2016)