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Apple bereitet das eigene Smartphonegeschäft Kopfzerbrechen.

Foto: Ng Han Guan / REUTERS

Nach Jahren des vermeintlich unaufhaltsamen Wachstums scheint nun auch Apple an eine Grenze gestoßen zu sein. Das zweite Quartal in Folge muss das Unternehmen nun einen – deutlichen – Rückgang bei den iPhone-Absätzen verkünden. Von einer Existenzgefährdung ist Apple mit seinem aktuellen Quartalsgewinn von 7,8 Milliarden Dollar zwar noch immer so weit entfernt wie kaum ein anderes Unternehmen, und doch dürften die aktuellen Zahlen der Chefetage des Hardwareherstellers einiges Kopfzerbrechen bereiten. Ein Rückgang von 15 Prozent im Jahresvergleich ist eine signifikante Größe, die man schon allein deswegen nicht so einfach abtun kann, weil die Apples Smartphoneabsätze sich damit deutlich schlechter entwickeln als der Gesamtmarkt.

Spurensuche

Zu einem Teil lässt sich dieser Trend damit erklären, dass Apple nun die indirekten Auswirkungen des eigenen Erfolgs im Vorjahr zu spüren bekommt, haben sich doch iPhone 6 und iPhone 6 Plus nicht zuletzt aufgrund der größeren Displays erheblich besser als ihre Vorgänger verkauft. Doch die aktuellen Geschäftszahlen haben noch andere schlechte Nachrichten für Apple parat: Der Erfolg des kostengünstigeren iPhone SE hat nämlich einen bitteren Beigeschmack: Der durchschnittliche Verkaufspreis eines iPhones ist im Jahresvergleich von 662 auf 595 US-Dollar gesunken – worunter auch direkt Apples Profit leidet. Und dieser ist zu weiten Teilen vom Smartphonegeschäft abhängig, rund 60 Prozent der Apple-Einnahmen stammen aus dieser Sparte. Daraus resultiert dann auch ein Rückgang von satten 27 Prozent beim Unternehmensgewinn im aktuellen Quartal, der sich also deutlich schlechter entwickelt als der Umsatz.

Zu all dem kommt noch, dass sich Apples Hoffnungen auf den chinesischen Markt nicht erfüllen: Hier sind die iPhone-Absätze mit 33,1 Prozent deutlich stärker als im globalen Schnitt zurückgegangen. Zu einem Teil ist dies auf die aktuell schwache chinesische Wirtschaft zurückzuführen, aber eben nur zu einem Teil. Hat Apple doch in den letzten Monaten auch deutlich Marktanteile in China gegenüber lokalen Anbietern von Android-Smartphones eingebüßt.

Wo ist die Apple Watch?

Auffällig ist zudem, dass Apple einen Hoffnungsträger der letzten Jahre kaum mehr erwähnt: verdichten sich doch die Anzeichen, dass die Absätze der Apple Watch zuletzt massiv zurückgegangen sind. Damit liegt man zwar noch immer besser als andere Smartwatch-Hersteller, zum ersehnten "nächsten großen Ding" hat sich diese Produktkategorie aber bislang nicht entwickelt.

Alle Hoffnung liegen beim iPhone 7

Unter diesen Rahmenbedingungen setzt das Unternehmen seine Hoffnungen ganz auf das kommende iPhone 7, mit dem man den Trend wieder umzukehren hofft. Ob man dieses hochgesteckte Zielt auch erreichen kann, ist dabei allerdings alles andere als klar. Aktuelle Berichte sprechen davon, dass das iPhone 7 ein eher moderates Update zur bestehenden Generation des Apple-Smartphones werden wird. Dazu kommt, dass Apple mit der kolportierten Entfernung der Kopfhörerbuchse eine schon vorab kontrovers diskutierte Änderung vornimmt, die so manche Käufer von einem Kauf abhalten könnte.

"Pokémon Go"

Für Überraschung sorgte allerdings noch eine Randbemerkung von Firmenchef Tim Cook gegenüber Investoren: Das Spiel "Pokémon Go" zeige auf, wie viel Potenzial in Augmented Reality stecke. Und diesem Trend wolle sich auch Apple nicht verschließen, entsprechend habe man vor langfristig in dieses Thema zu investieren, so Cook. Freilich ist das ein eher langfristiger Ausblick, bis Augmented Reality zu einem relevanten Teil von Apples Geschäft wird, dürften wohl noch Jahre vergehen – wenn es denn überhaupt je dazu kommt.

Für die nahe Zukunft ist ein anderer Bereich von wesentlich größerer Bedeutung: Die Servicessparte von Apple läuft nämlich hervorragend. Mit App Store, iCloud, Apple Music und Co hat das Unternehmen im vergangenen Quartal fast sechs Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht – und damit deutlich mehr als mit dem gesamten Computergeschäft oder auch mit dem iPad. Den Rückgang der Smartphoneverkäufe kann man aber auch damit nicht zur Gänze auffangen. (red, 27.7.2016)