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Bill Clinton beim Parteitag der DemokratInnen in Philadelphia am Dienstag, wo Hillary Clinton offiziell als Präsidentschaftskandidatin nominiert wurde.

Foto: Reuters

Washington – Es ist noch längst nicht so weit. Aber HistorikerInnen und Gelehrte grübeln schon. Wird Hillary Clinton Präsidentin, wäre Bill – ja was? Einige Ideen kursieren schon, und nicht alle sind ganz ernst gemeint.

Es ist jetzt schon etwas kompliziert. Amerika hat mehr als einen Präsidenten. Nicht nur der Noch-Amtsinhaber Barack Obama wird mit Mr. President angesprochen, sondern auch alle noch lebenden einstige Bewohner des Weißen Hauses: Jimmy Carter, die beiden Bushes George und George W. und Bill Clinton. Und nun wird es vielleicht noch komplizierter.

Clintons im Doppelpack: "Kaufe einen, kriegst du den zweiten gratis dazu"

Gewinnt die Demokratin Hillary Clinton im November den voraussichtlichen Zweikampf mit dem Republikaner Donald Trump, hätten die USA nicht nur erstmals eine Frau im Oval Office. Sie hätten auch eine Madam President und einen Mr. President auf einen Schlag.

Was schon jetzt, bei der schieren Vorstellung, bei manchen ungute Erinnerungen wachruft. 1992 hatte Bill in seinem Wahlkampf verkündet, dass er und Hillary im Zweierpack kämen: "Kaufe einen, kriegst du den zweiten gratis dazu."

Überhaupt machen sich HistorikerInnen und Gelehrte schon längst Gedanken darüber, wie man denn Bills Position im Weißen Haus korrekt bezeichnen könnte. AmerikanerInnen lieben Titel, und schließlich würde ja auch der bald 70-jährige Bill im Fall eines Wahlsieges seiner Frau (68) eine Glasdecke durchbrechen.

Er würde der Erste – ja was? First Husband, Erster Ehemann? Wahrscheinlicher, so meinen Medien, ist wohl First Gentleman, das würde eher dem Titel der First Lady entsprechen und auch gut zu einer Madam President passen.

Kein Gentleman, sondern ein Dude

Aber da gibt es einen Haken, wie einige Medien bereits anmerkten: Der Titel First Gentleman würde Late-Night-SatirikerInnen geradezu zum Blödeln einladen. Schließlich, so heißt es, sei Bills Verhalten in der Lewinsky-Affäre nun gar nicht gentlemanlike gewesen.

Aber auch wenn man Vergangenes vergangen sein lässt, gibt es noch ein weiteres Titelproblem. Der Präsident wird im Fachjargon Potus (kurz für President of the United States) genannt, die bessere Hälfte Flotus (First Lady of the United States). Das ginge für Bill nun überhaupt nicht. Aber was ist die Alternative? Fgotus für den Gentleman, Fhotus für den Husband?

Bill Clinton selber hat früher einmal augenzwinkernd die Bezeichnung "First Laddie" aus dem Schottischen ins Spiel gebracht, "das käme der First Lady am nächsten", sagte er 2007 der TV-Talk-Diva Oprah Winfrey. Komödiant Darrell Hammond hatte eine andere Idee. Als Bill ulkte er in der Show "Saturday Night Live", dass Hillary eine großartige Präsidentin abgeben würde. Er selber aber noch einen besseren "First Dude".

Geschirr und Deko würde Madam President selbst aussuchen

Einen Vorteil haben beide Clintons: Sie müssten sich nicht erst von ihren Vorgängern, den Obamas, durchs Haus führen lassen. Das kennen sie sicher noch gut aus alten Zeiten. Aber jeder Präsident, pardon, jede Präsidentin hat natürlich das Recht auf Möbelstücke nach eigenem Geschmack, und auch das Tafelgeschirr für Staatsbankette kann sie oder er sich auch neu aussuchen.

Normalerweise kümmert sich darum die First Lady, aber da hat Hillary Clinton schon eine Linie gezogen: Um Teller und Tassen und den Blumenschmuck im Weißen Haus würde sie sich wahrscheinlich selber kümmern, sagte sie in mehreren Interviews.

Der First Gentleman als Wirtschaftsberater

Aber welche Rolle würde Bill dann als Was-auch-immer im Weißen Haus spielen? Zumindest eine grobe Vorstellung hat die potenzielle Präsidentin schon. Sie möchte, dass ihr Mann sie in Sachen Wirtschaft berät. Dass er darin gut sei, habe er schließlich während seiner Präsidentschaft bewiesen.

"Ich möchte, dass er bei der Wirtschaft hilft. Ich möchte, dass er uns hilft, mehr gute Jobs mit mehr Einkommen zu bekommen", sagte Hillary dem "People"-Magazin. "Ich werde ihn nach seinen Ideen, seinem Rat fragen, und ich werde ihn als einen Goodwill-Botschafter nutzen, der durch das Land reist und die besten Ideen ausfindig macht, die wir haben."

Glaubt man dem konservativen Buchautoren Daniel Halper (Clinton Inc: The Audacious Rebuilding of a Political Machine), wäre das Reisen vielleicht ein Job nach Bill Clintons Geschmack. Halper zitiert in seiner unschmeichelhaften Biografie über die Clinton-Familie Quellen, nach denen es Bill bei der Vorstellung grause, 2017 ins Weiße Haus zurückzukehren und dort "gefangen" zu sein, an der Leine seiner Frau.

Hillary als Vorbild

Eines lässt sich gewiss sagen. Bill Clinton gilt nicht unbedingt als ein Typ, der ständig nur die zweite Geige spielen will oder seiner berufstätigen Frau ein Lunch einpackt – eine Aufgabe, über die er 2000 einmal selber ulkte.

Man kann sich ihn auch schlecht als jemanden vorstellen, der einen Gemüsegarten anlegt, mit Kindern Hampelmänner macht wie die sport- und gesundheitsbewusste Michelle Obama oder Schulen besucht wie die stille Laura Bush, um zum Lesenlernen anzuspornen. Und eine Modeikone wie Nancy Reagan oder Jacky Kennedy wird er wohl auch nie werden.

Aber er hat ja ein Vorbild, wie man auch als Ehepartner im Weißen Haus mitmischen kann: seine eigene Frau. Viele glauben, dass Hillary Clinton die stärkste First Lady seit Eleanor Roosevelt war. (Gabriele Chwallek, dpa, 27.7.2016)