Ein Pieperwaldsänger – eine im Osten Nordamerikas verbreitete Singvogelart – hat bei einer Kollision mit einer Fensterscheibe den Tod gefunden.

Foto: Steve Hager

Edmonton – 2013 führten kanadische Wissenschafter in der Provinz Alberta ein Citizen-Science-Projekt durch: Bürger waren dazu aufgerufen, täglich einen Rundgang durch ihre Gärten zu machen und nachzuschauen, ob sie die Leichen von Vögeln fanden, die mit den Fenstern des Hauses kollidiert waren. Alleine in den USA fallen jährlich hunderte Millionen Vögel solchen Kollisionen zum Opfer, bilanziert das Central Ornithology Publication Office.

Im Schnitt fanden sich bei der kanadischen Erhebung in jedem Garten ein oder mehrere tote Vögel pro Jahr. Wolkenkratzer mit ihren riesigen Glasfassaden sind zwar individuell die tödlichsten Vogelfallen. Einfamilienhäuser kommen durch ihre riesige Anzahl jedoch in Summe auf eine weitaus höhere Todesrate, so die Autoren der Studie, die im Fachmagazin "The Condor: Ornithological Applications" veröffentlicht wurde.

Böse Ironie

Und es ist auch nicht jedes Haus-Garten-Ensemble gleich tückisch. Ironischerweise – wenn auch logisch – sind es diejenigen, die besonders vogelfreundlich angelegt sind, die die meisten Opfer fordern: Wo es Futterstellen, hohen Pflanzenbewuchs und andere für Wildvögel attraktive Faktoren gab, wurden mehr Tiere angelockt – und mehr kollidierten natürlich auch mit den Fenstern des im Garten liegenden Hauses. Von den 421 in Alberta heimischen Vogelspezies waren 53 betroffen – die meisten davon an urbane Umgebungen gewöhnt.

Da die Besitzer von wildtierfreundlichen Gärten ihre Gäste ja nicht in den Tod locken, sondern ihnen eigentlich etwas Gutes tun wollen, glauben die Forscher nicht, dass es Sinn ergäbe, den Menschen das Anlegen von Futterstellen oder nistplatzfreundlichen Hecken auszureden. Darum sollte der Fokus darauf gelegt werden, mit welchen Aufklebern oder sonstigen Maßnahmen sich Fenster möglichst abschreckend gestalten lassen. (red, 31. 7. 16)