Logan Richardson "Shift" (Blue Note / Universal)

cover: blue note/universal

Groß ist die Last der Tradition, die auf jenen jungen Typen lastet, die den Jazz lebendig halten. Nachspielvirtuosen gibt es unter ihnen viele – auf Schultern von Vorbildern glänzen sie als Bewahrer des Bewährten. Eigene Wege zu finden ist allerdings eine Herausforderung, der sich zu entziehen unfein ist, sofern der Status eines eigeständigen Künstlers angestrebt wird. Einen einnehmenden eigenen Ton zu finden ist immerhin schon die halbe Miete, und Saxofonist Logan Richardson ist da auf einem guten Weg.

Elegische Intelligenz: Logan Richardson und sein neues Album "Shift".
Foto: Logan Richardson / BRAINCHILDWORLD

Er kann auf dem Edellabel Blue Note (Universal) publizieren, was ihm globale Reichweite garantiert. Und auch die Kollegenschar, die der 1980 in Kansas City (Missouri) Geborene in seiner Band beschäftigt, weist auf Kompetenz hin. Da sind Gitarrist Pat Metheny und auch Pianist Jason Moran, beide zu Besonderem fähig. Und: Auf Shift brodelt es, das Zusammenspiel funktioniert unverkrampft und ist von Spontaneität beseelt.

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Trotz aller Hitzigkeit schwebt über einem unruhigen Fundament Richardsons Lyrik, die in episch-wehklagenden Monologen glänzt. Das klingt so zugänglich wie komplex, das ist frei von allzu voraussagbaren Entwicklungen und verarbeitet das respektable Themenmaterial originell verspielt. In dieser edlen Kollegenumgebung findet sich der junge Bandleader also beflügelt zu beweisen, dass er sein Instrument in jedweder Ausdruckslage smart und delikat zum Einsatz zu bringen versteht. (toš, Rondo, 29.7.2016)