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Hitler und Winifred Wagner, Witwe von Siegfried Wagner, bei der Eröffnung der Festspiele in Bayreuth im Jahr 1939. Nun wieder aufgetauchte Filmaufnahmen zeigen den Diktator im privaten Umgang mit den Wagners.

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Bayreuth – In Deutschland sind Filmaufnahmen wieder ans Licht gekommen, auf denen Adolf Hitler in Bayreuth im Kreis der Familie Wagner zu sehen ist. Das Material soll demnächst auf CD für Forschungszwecke einzusehen sein, so die Historikerin und Direktorin im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Sylvia Krauss, die den Fund am Donnerstag vorgestellt hat.

"Man schaut die Szenen mit einer gewissen Beklemmung an. Man sieht Hitler in ganz unbekannter Pose, nicht das Staatsmännische, sondern er kommt ganz freundlich rüber", beschreibt die Historikerin. Krauss ist Betreuerin des Nachlasses von Wolfgang Wagner (1919-2010), dem Enkel des Komponisten Richard Wagner und langjährigen Festspielleiter. Sie hatte im Festspielhaus nach weiteren Bestandteilen gefragt – so wurden die Filmrollen im vergangenen Dezember gefunden.

Scherzender Diktator als Dauergast in Bayreuth

Die Aufnahmen zeigen Hitler, der damals Dauergast in Bayreuth war, als Privatmenschen in ziviler Kleidung, aufgenommen wohl 1936 von Wolfgang Wagner: Familie Wagner und ihre Freunde bei lockerem Zusammensein und vergnügtem Scherzen und Plaudern im Garten von Villa Wahnfried. "Dass Hitler für die Kinder ein Vaterersatz war, das weiß man", sagt Krauss. "Aber jetzt sieht man es lebendig." Winifred Wagner, damalige Festspielleiterin und Mutter von Wolfgang Wagner, ist im Gespräch mit Hitler zu sehen. "Sie himmelt Hitler an", sagt Historikerin Krauss, "sie strahlt."

Auch andere Freunde der Familie Wagner sind auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu sehen, zum Beispiel der Dirigent Heinz Tietjen. Der Filmer hielt zudem etwa einen offiziellen Besuch Hitlers und der Nazigrößen Hermann Göring und Joseph Goebbels jeweils mit Frau bei einer Festspiel-Aufführung fest, oder ein Dinner im Wagner-Kreis mit Hitlers Architekten Albert Speer. Hitler besuchte auch nach der Aufführung den Dirigenten Wilhelm Furtwängler.

Es handelt sich um zwei Filme, von denen der kürzere der qualitativ bessere und ein Teil des längeren ist. Sie gehören zum Nachlass von Wolfgang Wagner. Seine Tochter und heutige Leiterin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner, hatte den Nachlass dem Archiv 2013 als Schenkung übergeben. Wiederentdeckt für die Forschung wurden diese Aufnahmen erst im Dezember 2015, nachdem Krauss im Festspielhaus nachgefragt hatte. Von dort holte sie die Rollen auch persönlich ab.

Die Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag) hatte zunächst über das Filmmaterial berichtet. Die Aufnahmen sind Krauss zufolge nicht gänzlich unbekannt, Ausschnitte seien wohl auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen gewesen. "Mitglieder der Wagner-Familie sagten: Ach, die Bilder kennen wir doch schon", erzählte Krauss.

Nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt

Der erste Streifen ist etwas mehr als vier Minuten lang, der zweite zehn Minuten und 40 Sekunden. Der breiten Öffentlichkeit können sie Krauss zufolge nicht zugänglich gemacht werden, weil mit Verena Lafferentz – der jüngsten Schwester von Wolfgang Wagner – auch eine Person zu sehen ist, die noch lebt. Ihre Persönlichkeitsrechte seien zu schützen.

Im Frühjahr begann die aufwendige Digitalisierung der Aufnahmen, die seit wenigen Wochen abgeschlossen ist. "Die Auswahl der Menschen, die sie sehen werden, wird ganz streng sein", sagt Archivdirektorin Krauss. Das Forschungsinteresse müsse belegt sein, erst dann erteile das Archiv die Genehmigung, die CDs zu sehen. (APA, red, 28.7.2016)