Die neue Lehrerausbildung verpflichtet Pädagogische Hochschulen zur Kooperation mit Universitäten. Weil die in Wien und Niederösterreich nicht funktioniert, dürfen die PHs keine Kunstlehrer ausbilden.

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Wien – Seit drei Jahren wissen Pädagogische Hochschulen (PH) und Universitäten, dass die neue Lehrerausbildung für höhere Schulen und Neue Mittelschulen bis Herbst 2016 stehen muss. Jetzt ist es so weit, und noch immer ist es in Ostösterreich nicht gelungen, eine gemeinsame Ausbildung für Kunstlehrer auf die Beine zu stellen. Der Berufsverband für Kunst- und Werkerzieher fürchtet Lehrermangel. Das sei "Panikmache", sagt Andreas Schnider, Leiter des Qualitätssicherungsrats für die neue Pädagogenausbildung, zum STANDARD.

Die neue Ausbildung sieht unter anderem eine verpflichtende Kooperation von PHs mit Universitäten für die Sekundarstufe vor. Die Absolventen können an allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), berufsbildenden mittleren oder höheren Schulen (BMHS), an Neuen Mittelschulen (NMS) an Polytechnischen Schulen sowie an Sonderschulen unterrichten. Bisher durften nur Uni-Absolventen an höheren Schulen tätig sein.

So weit das Konzept. In der Realität ließ sich dieses erst nach der Beseitigung vieler Vorurteile umsetzen. Die PHs wollten ihre vielen Praxisstunden nicht aufgeben, die Universitäten sorgten sich um die Qualität der Fachausbildung. Schlussendlich konnten vier Verbünde in ganz Österreich gebildet werden.

Ein blinder Fleck blieb allerdings bestehen: die Ausbildung für Werk- und Zeichenlehrer. Im Süden kooperiert die Grazer Kunstuni zwar mit den dortigen PHs, sie bildet aber nur Musik- und keine Werk- und Zeichenlehrer aus.

Verhandlungen gescheitert

In Wien und Niederösterreich sind die Verhandlungen zwischen PHs und Unis gescheitert. Die Kunstunis wollen mit den PHs nur insofern kooperieren, als dass sie das Uni-Personal auch an PHs einsetzen. Ihre Studienpläne wollen sie beibehalten, was wiederum die PHs ablehnen, die gemeinsame Curricula ausarbeiten wollen. Aufgrund der Pflicht zur Kooperation dürfen die PHs in Wien und Niederösterreich nun vorerst keine Kunstlehrer ausbilden.

Zu einem Lehrermangel werde es trotzdem nicht kommen, sagt Schnider, der die neue Lehrerausbildung mitkonzipiert hat. Es gebe genügend Quereinsteiger wie Architekten und Kunsthistoriker, die an den Schulen eingesetzt werden könnten. Trotzdem bestehe die Gefahr, dass die Qualität der Lehrer nachlasse, wenn nicht bald eine Lösung gefunden werde.

Den Vorwurf der Österreichischen Hochschülerschaft, wonach die PHs nicht auf Augenhöhe mit den Unis verhandeln konnten, kann er nicht nachvollziehen. "Auch die Universitäten sind zur Kooperation verpflichtet, wenn sie in einem Feld eine Ausbildung anbieten, wo sie bisher nicht tätig waren."

"Unwürdiges" Verhalten

Er bedauert, dass bei den Verhandlungen die "Grundidee" der neuen Lehrerausbildung oft nicht im Vordergrund stehe. "Nämlich dass die Lehrer für Altersgruppen und nicht mehr für einzelne Schultypen ausgebildet würden."

Den Verhandlungstisch zu verlassen, wie das PHs und Kunstunis in Wien nun getan haben, sei des Gesetzes "unwürdig". "Die Hochschulen sehen das viel zu eng. Als eine Art Heiligen Gral, und wenn sie den jetzt bekommen, haben sie ihn für immer." Dabei achte der Qualitätssicherungsrat darauf, dass die Curricula laufend weiterentwickelt würden. Gerade im Bereich des Werkunterrichts sind die Studienpläne ohnehin schon veraltet. Ab 2021 wird an den Schulen technisches und textiles Werken als ein Fach unterrichtet. "Da frage ich mich, warum man über so etwas überhaupt streitet", sagt Schnider. (Lisa Kogelnik, 29.7.2016)