Obama schwörte die Demokraten am vorletzten Tag des Parteitags auf Clinton ein.

Foto: AFP / Robyn Beck

Dieser eine Satz in der langen, glühenden Empfehlungsrede von Barack Obama am vorletzten Tag des Nominierungsparteitages muss sich wie die ultimative Bestätigung angefühlt haben: "Es hat noch nie einen Mann oder eine Frau gegeben, weder mich noch Bill, niemanden, der besser qualifiziert gewesen wäre, als Präsident der Vereinigten Staaten zu dienen, als Hillary Clinton." Es war der Höhepunkt des Abends und gleichsam der Höhepunkt in Hillary Clintons bisheriger Karriere.

Und wer ihn gesehen hat, der wurde einmal mehr daran erinnert: Fast 40 Jahre steht diese Frau nun schon in der Öffentlichkeit, und mindestens ebenso lange befindet sie sich in einer Art Dauerwahlkampf. Mit 21 Jahren hielt die damalige Hillary Rodham in Yale eine Abschlussrede, die sie berühmt machte. Mit 31 stieg sie zur ersten weiblichen Partnerin in einer bekannten Wirtschaftskanzlei auf, wo sie außerdem das Vielfache dessen verdiente, was ihr Mann Bill Clinton als Gouverneur von Arkansas erhielt. Als dieser Präsident wurde, sollen sie den Pakt erneuert haben, der angeblich bereits in Arkansas geschlossen wurde: Acht Jahre Bill, acht Jahre Hillary, so lautete Wegbegleitern zufolge die Vereinbarung.

Bis heute fasziniert die fast symbiotische Beziehung der beiden. Der Umzug nach Arkansas, das Ausharren an Bills Seite während der an die Öffentlichkeit gezerrten Affären: Hillary hat ihre politische Karriere stets an jene ihres Mannes geknüpft, beschreiben ihre Biografen, da sie früh verstanden habe, dass sie nur Erfolg haben würde, wenn auch er ihn haben würde. Das brachte Hillary Clinton Bewunderung ein, aber auch den Ruf, berechnend zu sein.

Hillary arbeitet als Senatorin, bis 2008 ihr Moment gekommen schien: Doch die als sicher geltende Favoritin unterlag bei den Vorwahlen Senator Barack Obama, der den Amerikanern als jüngere, glanzvollere Alternative erschien. Wieder dachte sie acht Jahre voraus und stellte sich als Außenministerin in den Dienst jenes Mannes, der sie eben bezwungen hatte. Clinton gilt als harte Arbeiterin mit fast schon enzyklopädischem Wissen und besten Kontakten. Dass sie erfahren ist, schadet ihr mitunter mehr, als es ihr nützt: Auch dieses Mal drohte sie entgegen allen Erwartungen gegen den 74-jährigen Sozialisten Bernie Sanders zu verlieren, dem es besser gelang, Idealismus zu verbreiten. Nun steht die 68-Jährige vor dem letzten Aufstieg. (Anna Giulia Fink, 28.7.2016)