Die Autoren vermuten, dass das erhöhte Frakturrisiko auf Stürze und Krankheiten, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen – etwa Typ 2 Diabetes – zurückzuführen ist.

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Quebec – Schwer adipöse Patientinnen und Patienten, die sich einer Operationen zur Gewichtsreduktion unterziehen, haben sowohl vor als auch nach dem chirurgischen Eingriff ein erhöhtes Bruchrisiko verglichen mit nicht-adipösen und adipösen Personen, die nicht operiert wurden. Das zeigt eine groß angelegte Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus mehreren Forschungseinrichtungen in Quebec, Kanada, deren Ergebnisse im British Medical Journal veröffentlicht wurden.

Konkret wurde in der Studie nicht nur die Häufigkeit von Brüchen unter die Lupe genommen, sondern auch die Bruchstellen. Mehr als 170.000 Personen waren involviert. Vor der Magenverkleinerung hatten 10,5 Prozent der Patientinnen und Patienten zumindest einen Bruch. Dies war deutlich mehr als in der Kontrollgruppe der Nicht-Operierten, in der 8,1 Prozent der adipösen und 6,6 Prozent der nicht-adipösen Personen Brüche vorzuweisen hatten.

Durchschnittlich 4,4 Jahre nach der Operation wiesen 4,1 Prozent der operierten Patientinnen und Patienten zumindest einen Bruch auf, während dies nur bei 2,7 Prozent der adipösen und 2,4 Prozent der nicht-adipösen Personen in der Kontrollgruppe der Fall war. Die höhere Anzahl an Brüchen bleibt auch signifikant, wenn Faktoren wie Bruchgeschichte, Begleiterkrankungen, materielle und soziale Situation sowie Wohngegend miteinbezogen werden.

Unterschiedliche Brüche vor und nach der Operation

Während vor der Operation Brüche der unteren Extremitäten häufig sind, was typisch für Adipositas ist, verändert sich das Bruchmuster nach der Operation: Die Brüche betreffen häufiger die oberen Extremitäten, Becken, Hüfte und Oberschenkelknochen. Diese Brüche gelten als typisch für Osteoporose.

Die Autorinnen und Autoren der Studie vermuten, dass das erhöhte Frakturrisiko auf Stürze und Krankheiten, die mit Adipositas in Zusammenhang stehen wie Typ 2 Diabetes, zurückzuführen ist. Auch anatomische Veränderungen und Ernährungsdefizite, die durch die Operation bedingt sind, können eine Rolle spielen.

Sichere Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung können aber keine gemacht werden, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen auch darauf hin, dass sie wichtige Faktoren, wie etwa den Body Mass Index der untersuchten Personengruppen, nicht miteinbeziehen konnten.

Bruchrisikoeinschätzung erforderlich

Die Studie hebt die Notwendigkeit hervor, weiter an präventiven und therapeutischen Strategien zu forschen, um unerwünschte Nebenwirkungen von Magenverkleinerungsoperationen zu reduzieren. Bruchrisikoeinschätzung sollte Teil der Behandlung im Bereich der Gewichtskontrolle sein und Personen, bei denen ein hohes Bruchrisiko festgestellt werde, sollten an Knochenspezialistinnen und -spezialisten überwiesen werden, fordern die Forscherinnen und Forscher. Ebenso bedürfe es befundbasierter Richtlinien zu Nahrungsergänzungsmitteln und körperlicher Aktivität der Patientinnen und Patienten. (red, 1.8.2016)