Der Künstler Reinhold Ponesch lebt in New York und in einer Altbauwohnung im elften Bezirk in Wien. In New York schätzt er die Inspiration für seine Kunst, hier die gute Bausubstanz und die Nähe zu seiner Familie.

"Wir sind erst vor einem Monat in diese Wohnung gezogen. Vorher wohnten wir in einer kleinen Wohnung ein Stockwerk darüber. Der Eigentümer wusste, dass meine Frau Nicole und ich etwas Größeres suchen, und meldete sich, als die Wohnung frei wurde. Sie ist ein Altbau und wurde vor drei Jahren generalsaniert. Hier hat früher schon ein Maler viele Jahre lang gewohnt und gearbeitet.

Reinhold Ponesch und seine Ehefrau Nicole in der Bibliothek, ihrem Lieblingsraum. Im selben Haus, nur ein Stockwerk darüber, befindet sich das Atelier des Künstlers.
Foto: Lisi Specht

Kein Wunder: Die Räume sind hoch und haben eine ideale Größe. Das ist für meine Bildformate perfekt. Wir haben uns mit der neuen Wohnung um 50 m² vergrößert. Das Angenehmste: Mein Atelier befindet sich im selben Haus. Arbeitsplatz und Wohnen so zu verbinden ist herrlich. Überhaupt ist die Gegend toll, weil die Straße ruhig ist und wir einen schönen Innenhof haben.

Diese Wohnung besteht aus vier Räumen. Am liebsten sind wir in der Bibliothek, die gleichzeitig das Schmuckatelier meiner Frau, einer Schmuckdesignerin, ist. Bei der Einrichtung versuche ich, so wie auch in meiner Kunst, Alt mit Neu zu verbinden. Bei der Auswahl der Möbel sind meine Frau und ich uns eigentlich immer einig. Die Dominanz der Farbe Gelb hat sich so ergeben. Wir sind spontane Menschen und fühlen uns mit dieser Farbe wohl. Einiges ist noch nicht ganz fertig: Wir wollen noch einige Familienfotos platzieren, und für unser Wohnzimmer suchen wir noch eine Stehlampe aus den 1960er-Jahren.

Foto: Lisi Specht

Ich pendle zwischen Wien und New York und habe Atelier und Wohnung in Brooklyn, Williamsburg. Wir sind erst im März nach einem sechsmonatigen Aufenthalt zurückgekehrt. New York war immer unsere Traumstadt.

Der größte Unterschied zwischen den beiden Städten: In New York gibt es nur wenig tolle alte Bausubstanz, und es gibt dort kaum dieselben Wohnstandards wie in Österreich. Wir wohnen dort in einem 50 m² großen Neubau. Wir leben in beiden Städten sehr gerne. New York ist eine Kunstmetropole, und ich finde dort die beste Inspiration. In Wien haben wir unsere Familien mit meinen zwei erwachsenen Kindern, die im Haus direkt gegenüber wohnen und regelmäßig zum Abendessen kommen.

Dann sitzen wir um unseren Esstisch, der mir das liebste Möbelstück ist. Ich habe ihn aus Schalungsplatten designt und mit Elementen aus meinen Bildern bedruckt. Kochen nimmt in unserer Familie einen wichtigen Stellenwert ein. Wir wollen daher auch viel Platz auf dem Tisch haben. Wir Vorarlberger kochen das Doppelte, wenn Gäste kommen. Das habe ich von meiner Mutter. Es wäre eine Katastrophe, wenn das Essen ausgeht. Manchmal denke ich mir aber schon: Jetzt habe ich schon wieder zu viel gemacht.

Foto: Lisi Specht

Die Kunst spielt natürlich eine große Rolle in unserem Wohnen. Wir haben großformatige Bilder von mir, aber auch Skulpturen von anderen Künstlern. Es darf nur nicht überladen wirken. Wir wollen Minimalismus leben. Eine Wand – ein Bild.

Zu Hause ist für mich Rückzugsgebiet. Und meine Bilder an der Wand bedeuten für mich Schutz. Manche Bilder leben – das wird dann sichtbar, wenn das Licht unterschiedlich einfällt. Dann haben sie plötzlich eine ganz andere Ausstrahlung. Die Bilder verändern sich, so wie wir uns auch jeden Tag verändern. Die Wechselwirkung ist jedes Mal anders – aber immer positiv.

Ein Traum von mir ist, in zwei verglasten L-förmigen, einander zugewandten Baukörpern zu wohnen. Einer wäre mein Atelier, einer zum Wohnen. Und in der Mitte ein Garten. Im Moment ist diese Wohnung aber ideal für uns." (1.8.2016)