Bild nicht mehr verfügbar.

Apple sieht einer Durststrecke entgegen.

Foto: Reuters/Kelly

Als Apple vergangene Woche seine aktuellen Quartalszahlen präsentierte, atmete die Börse kurz auf: Der Aktienkurs des IT-Konzerns stieg als Reaktion darauf um sieben Prozent. Das liegt jedoch nicht daran, dass Apple so glänzende Ergebnisse präsentierte. Im Gegenteil: Die Aktionäre hatten nur mit noch schlechteren Zahlen gerechnet und waren erleichtert, dass Apple das vergangene Quartal nicht ganz so schlimm beendet hatte. Nun sind natürlich die teils irrationalen und oft nervösen Reaktionen der Börse nicht der ultimative Gradmesser für die Performance eines Unternehmens, das noch dazu 7,8 Milliarden Dollar Gewinn machte. Dennoch: Im Apple ist der Wurm drin.

Noch vor kurzer Zeit galt Apple als unangefochtene Nummer eins unter den IT-Konzernen. Das iPhone brachte gigantische Gewinne, was auch an der großen Gewinnspanne bei einzelnen Geräten lag; die anderen Sparten lieferten gute Ergebnisse – Macs holten etwa im Vergleich zu Windows-Geräten auf. Doch Experten warnten schon damals, dass sich Apple viel zu sehr auf das iPhone als Motor seines Profits verlasse. Wenn dessen Verkaufszahlen jemals einbrechen, stünde Apple vor einem großen Problem.

Keine Kaufanreize

Das ist jetzt passiert. Es gibt wenige gute Gründe, von einem iPhone 6 auf ein iPhone 6s zu wechseln. Auch der Anreiz für Android-Nutzer, das Betriebssystem zu wechseln, ist nicht gegeben. Es wirkt, als ob sich jene Menschen, die ein iPhone haben wollen, bereits eines gekauft haben. Die aktuellen Gerüchte über das iPhone 7 erwecken auch nicht den Eindruck, als ob sich plötzlich Massen an Kunden dieses aktuellste Modell zulegen müssten. Angeblich sind die Upgrades beim iPhone 7 so gering, dass Apple überlegt, dem Modell gar nicht die neue Versionsnummer 7 zu geben.

Notbremse namens iPhone SE

Mit dem iPhone SE hat Apple zudem eine Art Notbremse gezogen: Ein kleineres, günstigeres iPhone parallel zur Hauptlinie auf den Markt zu werfen, widerspricht eigentlich der Apple-Logik. Das iPhone SE hat sich dementsprechend gut verkauft, hält Kunden im Umkehrschluss aber womöglich vom Erwerb des teureren und damit für Apple profitableren iPhone 6s oder iPhone 7 ab.

Andere Sparten ebenso unbefriedigend

Dazu kommt, dass auch Produktkategorien abseits der iPhone-Sparte schwächeln. Es werden weniger Macs und iPads verkauft als in den Jahren zuvor. Von der Apple Watch ganz zu schweigen. Momentan wurden über eine Milliarde iPhones, 405 Millionen iPhones, 330 Millionen iPods und 205 Millionen Macs verkauft – sowie gerade einmal 14 Millionen Apple Watches. Allein diese Gegenüberstellung zeigt, dass das erste unter CEO Tim Cook entwickelte Gerät in puncto Marktperformance nicht den Ansprüchen von Apple genügen kann.

Apple Music voller Bugs

Ein Blick auf die Services hinterlässt gemischte Gefühle: Ja, der App-Store sorgt für hohe Einkünfte bei Apple – allein durch den Verkauf von "Pokémon Go" im Store wird Apple viel verdienen; doch eigene Dienste wie Apple Music funktionieren noch immer nicht besonders gut. Auch ein Jahr nach dessen Release klagen Nutzer über Bugs, fehlerhaftes Design und Probleme auf dem laufenden Band. Ein oft kolportierter Videostreaming-Dienst nimmt auch nach monatelangen Verhandlungen zwischen Apple und Inhaltsanbietern keine fixen Konturen an.

Verpasst Apple Virtual Reality?

Es stimmt zwar, dass Apple schon immer langsam war, was das Aufgreifen von Trends betrifft; doch mittlerweile sollte der Konzern langsam aber sicher einmal seine Pläne zu Augmented und Virtual Reality präsentieren. Denn wenn Apple noch länger wartet, könnte es dem Konzern ergehen wie einst Microsoft mit dem Smartphone-Markt. Facebook schnappte sich den VR-Pionier Oculus Rift, während Google mit der Google Glass schon vor langem erste Augmented-Reality-Luft schnupperte. Und dann überraschte Microsoft noch mit der Präsentation der Hololens. Apple bleibt hingegen außen vor, auch wenn Tim Cook den Erfolg von "Pokémon Go" lobte – wenngleich er das Spiel als "Poki-Man" betitelte. Ein durchaus verzeihbarer Fauxpas, der jedoch symptomatisch für Apples Zukunftspläne gesehen wird.

Auto unter großem Konkurrenzdruck

Zu guter Letzt gibt es immer noch das oft beschworene iCar, das sich in einer fortgeschrittenen Entwicklung befinden soll. Doch auch hier gilt, dass die Konkurrenz stark ist. Google Cars absolvieren schon eine Vielzahl von Tests, Tesla schaltete den Autopiloten für reguläre Nutzer frei – auch wenn dessen Image unter einigen Unfällen gelitten hat. Auch deutsche Autobauer tüfteln unter Hochdruck an autonomen Fahrzeugen. Wie sich Apple in diesem Markt positionieren will, bleibt unklar. Floppt das Apple-Auto jedoch genauso wie die Apple Watch, dann könnte das sogar für ein Unternehmen mit so großen Geldreserven wie Apple fatal werden. (fsc, 31.7.2016)