Frankfurt/Siena – Die Rettung der drittgrößten italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena ist in trockenen Tüchern. Wenige Stunden vor Bekanntgabe der Ergebnisse eines europaweiten Banken-Stresstests gab die Europäische Zentralbank (EZB) grünes Licht für den Plan, mit dem sich die älteste noch existierende Bank der Welt ihrer faulen Kredite entledigen will.

Das hat Monte-Paschi-Verwaltungsratsmitglied Antonino Turicchi am Freitagabend mitgeteilt. Auch die dringende benötigte Kapitalerhöhung über 5 Milliarden Euro sei unter Dach und Fach. Finanzkreisen zufolge sichert ein Konsortium von sechs Banken – darunter die Deutsche Bank und Goldman Sachs – die Aktienemission ab. Ohne eine Lösung hätte der toskanischen Bank die Abwicklung gedroht.

Monte dei Paschi dürfte wegen der milliardenschweren Risiken in ihrer Bilanz zu den Banken gehören, die bei dem Stresstest am schlechtesten abschneiden. Die Rettung war deshalb ein Wettlauf gegen die Uhr.

In der Hoffnung auf eine Lösung hatten die Aktien von Monte dei Paschi am Freitag mehr als sechs Prozent zugelegt. Trotzdem ist die Bank, die in den vergangenen zwei Jahren acht Milliarden Euro frisches Kapital aufgenommen hatte, an der Börse in Mailand gerade noch 900 Millionen Euro wert. Auch andere Bank-Titel legten europaweit kräftig zu.

Die italienische Regierung hatte auf eine Lösung für Monte dei Paschi mit privaten Kapital gedrängt.

Bei einer staatlichen Rettung hätten nach den neuen Regeln zur Abwicklung von Banken in Europa auch die Gläubiger einen Teil ihres Geldes verloren. Die Bank aus Siena hat Anleihen über rund fünf Milliarden Euro überwiegend an normale Bürger verkauft. Ein Ausfall der Papiere hätte nicht nur ein schlechtes Licht auf das ohnehin angeschlagene italienische Bankensystem geworfen, sondern auch Ministerpräsident Matteo Renzi unter Druck gebracht, der selbst aus der Toskana kommt. Er stellt sich im Herbst einem Referendum zur Reform der Verfassung, an das er seine politische Zukunft geknüpft hat.

Den Plan für die die Bank hatten die Investmentbanken JP Morgan und Mediobanca ausgearbeitet. Sie rangen bis zum Freitagnachmittag um andere Geldhäuser, die das Risiko mittragen, dass die neuen Aktien von Monte dei Paschi nicht genügend andere Abnehmer finden. Bei einigen Instituten – etwa UniCredit – holten sie sich Absagen. Die Kapitalerhöhung soll Ende dieses Jahres, wahrscheinlicher aber erst Anfang 2017 über die Bühne gehen. Neben der Kapitalerhöhung will Monte dei Paschi ausfallgefährdete Kredite im Volumen von zehn Milliarden Euro mit einem massiven Abschlag auf den Buchwert an den italienischen Bankenrettungsfonds Atlante weiterreichen. Sonst droht ihr Kapitalpolster weiter abzuschmelzen.

Einen in letzter Minute vorgelegten Alternativvorschlag der Schweizer Großbank UBS und des früheren italienischen Industrieministers Corrado Passera lehnte die Bank ab. Er sah eine Kapitalerhöhung um 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro vor.

Die faulen Kredite sind auch Folge der jahrelangen Konjunkturkrise des Landes, die auch die Kapitaldecke anderer Institute annagt. Italienische Geldhäuser sitzen insgesamt auf faulen Krediten im Volumen von rund 360 Milliarden Euro. Italien hatte seinen Banken in der Finanzkrise nicht unter die Arme gegriffen. (APA/Reuters, 29.7.2016)