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Die Premierministerin hat Bedenken wegen der chinesischen Beteiligung am Atomkraftwerk Hinkley Point.

Foto: REUTERS/Suzanne Plunkett

London – Die britische Premierministerin Theresa May hat Sicherheitsbedenken wegen der geplanten chinesischen Beteiligung am neuen AKW Hinkley Point und habe deshalb persönlich interveniert, um das Projekt zu verzögern, sagten ein früherer Kollege und eine weitere Quelle am Samstag. Die Entscheidung soll nun im Herbst, vielleicht schon im September, fallen.

Mays Vorgänger David Cameron hatte sich dafür eingesetzt, dass der französische Energiekonzern EDF mit finanzieller Unterstützung einer staatlichen chinesischen Firma zwei Reaktoren baut. Cameron hatte dies als Signal gesehen, dass Großbritannien für ausländische Investitionen offen ist. Aber Stunden bevor die Unterschriften für das fertige Abkommen geleistet werden sollten, hat Mays neue Regierung am Freitag angekündigt, dass das Projekt noch einmal überdacht wird.

International wurden dadurch Bedenken geschürt, dass Großbritannien seine Politik in Bezug auf Infrastruktur, Energie und ausländische Investitionen überdenken könnte.

May warnte Hollande vor

Sollte May die Konditionen der Großinvestition neu verhandeln wollen, würde diese die Beziehungen zu Paris und Peking belasten. Dabei suchen die Briten im Vorfeld des sich abzeichnenden EU-Austritts bessere Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Staaten. May habe den französischen Präsidenten Francois Hollande schon vor neun Tagen bei ihrem Treffen in Paris vorgewarnt. EDF dürfte aber nicht informiert gewesen sein.

China wurde erst 2015 im Rahmen eines Staatsbesuchs von Staatschef Xi Jinping in das Projekt einbezogen. Damit wollte die britische Regierung eine "Goldene Ära" der Beziehungen mit China starten und sich als "bester Partner Chinas im Westen" präsentieren, wie es der damalige Finanzminister George Osborne formuliert hatte.

Reaktoren sollen sieben Prozent des britischen Strombedarfs decken

Die China General Nuclear Power Corp (CGN) hätte an Hinkley Point 33 Prozent halten sollen und damit die Tür für ein weiteres Projekt mit chinesischer Nukleartechnologie öffnen sollen. Es gab aber Sorgen, dass die staatliche chinesische Gruppe damit Zugang zu Computersystemen erhalten würde, die es ermöglichen, die britische Stromproduktion abzuschalten.

Die zwei neuen Reaktoren in Südwestengland sollten rund sieben Prozent des britischen Strombedarfs decken und damit für Kohlekraftwerke einspringen, die bis 2025 geschlossen werden sollen.

EDF und CGN sollten für die 18-Mrd.-Pfund (21 Mrd. Euro) schwere Investition aufkommen, aber Großbritannien hätte für 35 Jahre einen Mindestabnahmepreis für den Strom garantiert. Kritiker wiesen darauf hin, dass die Investition damit übersubventioniert worden wäre, weil der Garantiepreis beim doppelten des aktuellen Marktpreises lag. (APA/Reuters, 31.7.2016)