Wien – Geister sind wie gemacht für Remakes, weil sie gerne wiederkehren. Ein Spuk muss sich mehrmals bewähren, ein Geschäft immer aufs Neue beglichen werden. Hollywood-Produzenten folgen offenbar ähnlichen Denkmustern. Sie rufen vergangene Erfolge ab, um sie für eine jüngere Generation (und Nostalgiker unter der Älteren) neu aufzubereiten. Der dabei oft auftretende Streit zwischen den Dogmatikern, die nur das Alte gelten lassen, und progressiven Zusehern, die etwa den technologischen Fortschritt rühmen, kann ihnen nur recht sein. Schließlich wächst ein Geist auch durch schlechte Nachrede.

Melissa McCarthy, Kate McKinnon, Kristen Wiig und Leslie Jones (v. li.) im Einsatz gegen Geister: Paul Feigs "Ghostbuster"-Remake setzt auf weibliche Einsatzkräfte.
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Im Fall des Ghostbusters-Remakes war die Empörung der Internettrolle allerdings größer als erwartet. Skandalöserweise sollten sich unter der Regie von Paul Feig nicht länger Männer, sondern Frauen Schleim und Schrecken der Wiedergänger aussetzen. Man sah dies als Verrat an der Urbesetzung, an Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ernie Hudson. Dabei haben die nachrückenden Komödiantinnen Melissa McCarthy, Leslie Jones, Kate McKinnon und Kristen Wiig längst bewiesen, dass sie ihren Kollegen gewachsen sind – ironischerweise sogar in der gleichen Talenteschmiede Saturday Night Live.

Abgesehen davon hat sich Ghostbusters seit 1984 nicht gerade zum Meilenstein der US-Komödie gemausert. Der Charme des Originals lag nicht zuletzt in der Unaufgeregtheit, mit der sich das gespenstische Treiben in New York vollzog, und in der Lässigkeit, mit der die Jäger darauf reagierten. "I feel so funky", meinte ein eingeschleimter Murray damals. So pointiert, ja witzig ging es nicht immer zu. Formelhaft war dieser Ensemblespaß trotz irrwitziger Einsprengsel auch, und Ray Parker Jr.'s Themesong hatte einen beträchtlichen Nervfaktor.

Sony Pictures Entertainment

Wiig, McCarthy und McKinnon bringen nun ihre eigenen Schwingungen in die Rollen der Wissenschafterinnen ein, was dem Film alles andere als schlecht bekommt. Zugleich beschleicht einen dieses bekannte Gefühl, dass sie bewusst ein Stück neben ihren Rollen stehen. Wiig verkörpert die seriöse Naturwissenschafterin Erin, die gegen ihren Willen mit ihrem alten Interesse am Paranormalen konfrontiert wird, als ihr erstes Buch im Internet auftaucht. Ihre Freundin Abby (McCarthy) hat den Geistern nie abgeschworen und betreibt mit Jillian (McKinnon), dem grimassierenden Punknerd der Truppe, ein Labor. Leslie Jones als U-Bahn-Mitarbeiterin mit nützlichem Hintergrundwissen kommt später noch hinzu.

Thrills neuer Berufe

Paul Feig hat gewiss schon hintersinnigere Komödien mit hohem Frauenanteil (wie etwa Bridesmaids) gedreht. In Ghostbusters recycelt er die beiläufige Energie seiner bewährten Truppe, ihren speziellen Teamgeist, der auch durch einen attraktiven, aber strunzdummen Sekretär (Chris Hemsworth) nicht gefährdet wird. (Nur Erin vergisst sich bei seinem Anblick.)

Das Metier des Geisterjagens wirkt oft nur wie eine Ausrede dafür, gemeinsam Spaß zu haben. Die Frauen gehen im Overall beherzter an die Sache heran als ihre Vorgänger, technische Gimmicks kompensieren körperliche Defizite. Wer den geschlechterpolitischen Ansatz sucht, findet ihn hier: Die Thrills aus der neuen Selbstständigkeit sind dem Anpassungsdruck klassischer Berufe allemal vorzuziehen.

Solange Ghostbusters über dieses Performance-Level nicht groß hinaus will, sieht man dem gerne zu. Da müssen auch nicht alle Gags zünden, das macht die Truppe nur glaubwürdiger. Als Problem erweisen sich nicht Repräsentationsfragen, sondern die fehlende Originalität, die der Film inhaltlich an den Tag legt. Wieder einmal schien man sich von der Vorlage nur ja nicht zu weit entfernen zu wollen und markiert dies – mit ein paar Cameos der alten Besetzung (inklusive grünem Blob) – noch mit Leuchtstift. Die dramatische Eskalation mitsamt der Rache eines zu kurz Gekommenen verläuft zu schematisch. Je näher New York der Geisterkatastrophe rückt, umso mehr verlässt den Film der Geist einer unverwechselbaren Komödie. (Dominik Kamalzadeh, 2.8.2016)