Begegnungszone und Flaniermeile in der Griesgasse in Salzburg.

Foto: Standard/Stefanie Ruep

Angesichts von Terror und Krieg sind die Verkehrsprobleme der Stadt Salzburg weltpolitisch ein Nebenschauplatz. Nicht so für die von Lärm und Feinstaub geplagte Salzburger Bevölkerung. Und auch nicht im Kontext des globalen Klimawandels. Der Verkehr bleibt das Sorgenkind bei den Treibhausgasen, so ein aktueller Bericht des Österreichischen Umweltamts: Während der CO2-Ausstoß in allen anderen Sektoren zwischen 1990 und 2014 gesunken ist, stieg er auf der Straße um knapp 58 Prozent. Die Fahrleistungen der Pkws sind um 60 Prozent gestiegen, die von Lastwagen sogar um 70 Prozent.

Verkehr in Salzburg

In Salzburg ist die Lage nicht besser: Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 gehen 40 Prozent aller Treibhausgase in Salzburg auf das Konto des Autoverkehrs. Die Emissionen sind seit 1990 fast um zwei Drittel gestiegen und haben Einsparungen in anderen Bereichen wieder zunichtegemacht.

Davon unbeeindruckt wurde vor kurzem die "Erfolgsmeldung" verkündet, dass in Salzburg zuletzt wieder mehr Autos gekauft werden. Ein Experte bestätigte den Trend, da das Auto von der Mehrheit der Menschen gebraucht und zugleich als ein Stück Freiheit wahrgenommen werde. Dies sei zur Kenntnis zu nehmen, auch wenn wir uns aus ökologischen Gründen etwas anderes wünschten.

Zukunftsgestaltung als Aufgabe der Politik

Was ist daran zu hinterfragen? Aktuelle Trends linear in die Zukunft zu projizieren verkennt die Möglichkeiten von Zukunftsgestaltung als Aufgabe der Politik. In der Zukunftsforschung sprechen wir von Szenarien, die je nach Randbedingungen unterschiedlich ausfallen.

Einem "Business as usual"- Szenario wie oben dargestellt werden alternative Entwicklungspfade gegenübergestellt. Welche Auswirkungen hat die abnehmende Affinität insbesondere der jungen urbanen Bevölkerungsgruppen zum Auto auf die Fahrzeugbranche? Wie verändern aus Klimaschutzgründen geforderte neue Rahmenbedingungen wie CO2-Abgaben, restriktive Parkraumbewirtschaftung sowie Ausbau des öffentlichen Verkehrs das Mobilitätsverhalten der Menschen?

Mobilität auch ohne Auto

Fragen wie diese führen zu anderen Zukunftsmöglichkeiten. Und dass diese nicht mehr nur auf dem Papier bestehen, sondern bereits in die Praxis umgesetzt werden, zeigen Beispiele wie Amsterdam, Kopenhagen und weitere Städte, die konsequent und erfolgreich auf neue Mobilitätsstrukturen setzen – Wege, die auch Salzburg guttäten und aus der "geheimen Autostadt" eine Vorzeigestadt innovativer Mobilitätslösungen machen könnten.

Wenn der Sprecher der österreichischen Automobilimporteure kürzlich (Pressebericht 20. Juli 2016) meinte, dass neue Automodelle wie der Euro-6-Dieselmotor "einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz" leisteten, führt das in die Irre. Die neuen Motoren sind besser als die alten, aber wenn der Autoverkehr zunimmt, wird der Bonuseffekt wieder aufgezehrt. Der beste Klimaschutz ist und bleibt, das Auto stehenzulassen und sich Alternativen anzueignen.

Die Zukunft entscheidet sich in den Städten. Städte bedecken zwar nur zwei Prozent der Erdoberfläche, Stadtbewohner verbrauchen jedoch 75 Prozent der Energie und verursachen 80 Prozent aller Kohlendioxidemissionen. Green Citys werden daher nicht nur ganz neue Gebäude haben, die selbst zu Kraftwerken werden, sondern auch eine ganz andere Mobilität. E-Fahrzeuge sind ein Teil davon – noch wichtiger wird das intelligente Zusammenwirken von öffentlichem Verkehr, Fahrrad und Zufußgehen. Salzburg ist gut beraten, da den Zug nicht zu verpassen! (Hans Holzinger, 8.8. 2016)