UN-Vermittler Ismail Ould Sheikh Ahmed will die Friedensgespräche noch nicht als gescheitert bezeichnen.

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Sanaa/Kairo – Von einem Scheitern wollte der Vermittler der Vereinten Nationen, Ismail Ould Sheikh Ahmed, nicht sprechen, als er am Samstag die jemenitischen Friedensverhandlungen in Kuwait offiziell suspendierte. Er will die Konsultationen weiterführen und auf neun Punkte konzentrieren, darunter vor allem vertrauensbildende Maßnahmen wie Gefangenenaustausch oder lokale Waffenstillstände, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen.

Sheikh Ahmed hofft, dass er die Voraussetzungen für eine zweite Runde schaffen kann. In der Substanz sind die Parteien so weit voneinander entfernt wie zu Beginn der Gespräche im April. Das heißt auf einen einfachen Nenner gebracht, die Huthi-Rebellen wollen zuerst die politische Neuordnung klären. Die Regierungsseite beharrt auf der Rückgabe der eroberten Gebiete und Waffen, bevor politische Verhandlungen beginnen können.

Beide Seiten sind zu keinen weitreichenden Kompromissen bereit; sie gehen offensichtlich davon aus, dass sie ihr militärisches Potenzial noch nicht ausgeschöpft haben.

Kampf um Ansarullah

Die Armee der international anerkannten Regierung des im saudischen Exil lebenden Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi hat am Samstag aus nordöstlicher Richtung eine Offensive gegen die Hauptstadt lanciert. Erklärtes Ziel ist die Befreiung der Millionenmetropole von den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen Ansarullah, die Sanaa vor zwei Jahren gemeinsam mit den Kräften von Expräsident Ali Abdallah Saleh überrannt hatten. Eine blutige Schlacht in den Straßen von Sanaa – die historische Altstadt ist Weltkulturerbe – zu verhindern war eines der Hauptziele der von der UN vermittelten Gespräche gewesen.

Unterstützt wird die Armee aus der Luft von der saudisch geführten arabischen Koalition. Deren Sprecher, Brigadier Ahmed al-Asiri, bestätigte am Samstag gegenüber einem arabischen TV-Sender, die Bombenangriffe würden jetzt wieder intensiviert, die Suspendierung der Gespräche in Kuwait biete die Möglichkeit, diese Operation zu expandieren. Die Huthi-Rebellen ihrerseits hatten in den vergangenen Tagen wieder verstärkt Operationen an der saudischen Grenze lanciert, die mehrere Todesopfer gefordert hatten. Außer dem Oman gehören offiziell alle Golfstaaten, aber auch Ägypten zu dieser Koalition. Die Emirate hatten im Juni den Krieg für ihre Truppen für beendet erklärt.

Auch zivile Ziele

Der Krieg im Jemen verschlingt nicht nur Milliarden, er hat auch unbeschreibliche Verwüstungen angerichtet und bereits mehr als 6400 Tote gefordert und 2,8 Millionen Menschen im ärmsten arabischen Land zu internen Flüchtlingen gemacht. Die Führung der saudischen Koalition hat dieser Tage internationale Vorwürfe bestätigt, dass sie auch zivile Ziele bombardiert hätte. Das sei die Folge fehlender Koordination mit den betroffenen Einrichtungen gewesen. Den Huthi-Rebellen wird vorgeworfen, dass sie sich insbesondere in bewohnten Gebieten verschanzen, was dazu führt, dass Zivilsten zu menschlichen Schutzschildern würden. (Astrid Frefel, 7.8.2016)