Linz – In Linz ist nach zehn Jahren hartnäckigen Bemühens der Betreiberinnen ein neues Frauenhaus eröffnet worden, dessen Adresse aus Schutzgründen geheim gehalten wird. Der 2,8 Millionen Euro teure Neubau bietet 17 statt wie bisher 14 Opfern Platz. Vor allem die Sommerferien seien eine starke Zeit, erklärte die Vorsitzende des Linzer Hauses, Dagmar Andree, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

83 Prozent der Täter sind Ehemänner oder Lebensgefährten

In der schulfreien Zeit tun sich erfahrungsgemäß Frauen mit Kindern leichter, aus Gewaltbeziehungen auszubrechen, so Andree. Der Nachwuchs muss nicht unter dem Jahr aus dem Klassenverband genommen werden. Über die Sommerferien bleibe dann Zeit, nach alternativen Schulen zu suchen. Denn rund drei Viertel der Frauen, die ins Linzer Frauenhaus kommen, kehren nicht zu ihren Penigern zurück. 83 Prozent der Täter sind Ehemänner oder Lebensgefährten, meinte die Vorsitzende. Auch der Rest stamme meist aus dem Familienkreis.

Präventionsprogramm bei Rückkehr in die Gewaltbeziehung

Spätestens wenn die Kinder auch das erste Mal geschlagen werden, gehen die Mütter mit ihnen, sagte die Geschäftsführerin von Linz, Margarethe Rackl. Nachdem ein Großteil von ihnen entweder über kein oder nur ein sehr geringes eigenes Einkommen verfügt, ist der Neuanfang schwierig. Von der wirtschaftlichen Situation der Hilfesuchenden hänge es entscheidend ab, wie lang sie im Frauenhaus bleibe. Die maximale Verweildauer betrage ein Jahr, so Rackl. Ein Viertel kehrt wieder zurück in die Gewaltbeziehung, allerdings wird vorher mit ihnen ein Präventionsprogramm erarbeitet. Wenn Frauen merken, dass daheim die Situation erneut zu eskalieren droht, flüchten sie im Voraus. "Es kann sein, dass die selbe Frau drei bis viermal bei uns steht", so Andree.

Barrierefreier Neubau mit Garten nach zehn Jahren realisiert

Das neue Haus in der Landeshauptstadt ist im Gegensatz zum alten barrierefrei und verfügt über helle, freundliche Räume. Vor allem gebe es aber mehr Platz und einen Garten, in dem die Kinder spielen können. Ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis das Drängen der Linzerinnen nach einer neuen Bleibe umgesetzt wurde. Außer in Linz finanziert das Sozialressort des Landes auch in Wels, Steyr, Vöcklabruck und Ried im Innkreis Frauenhäuser. Die unabhängigen, überparteilichen und gemeinnützig organisierten Einrichtungen erhalten pro Jahr vom Land 2,2 Millionen Euro für den Betrieb, erklärte Neo-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) in der Pressekonferenz. Insgesamt gibt es damit in Oberösterreich Platz für 41 Frauen und deren Kinder. Die Auslastung betrage rund 80 Prozent. Mehr dürfe es auch nicht sein, denn man brauche immer freie Akut-Plätze. (APA, 9.8.2016)