Wien – Bei jedem Einkauf Geld zurück: Geschäfte mit Rabatten haben Lyoness von Graz aus international wachsen lassen. Mittlerweile werden diese jedoch zusehends zu einer Spielwiese für Anwälte.

Bisher sorgte vor allem der auf den Namen Lyconet umbenannte Strukturvertrieb der Einkaufsgemeinschaft für gerichtliche Auseinandersetzungen – hunderte Mitglieder fühlen sich um ihr Geld betrogen. Nun rumort es aber auch unter den Aushängeschildern des Unternehmens. Große Einzelhandelspartner distanzieren sich.

Ohne Wissen gelistet

Lyoness listete etliche unter ihnen bei Anzahlungsbestätigungen für Gutscheine als Partner auf. Andere zierten prominent die Homepage der Rabattgruppe. Mitunter ohne dass sie selbst davon wussten. Was jetzt dazu führt, dass einige rechtliche Schritte gegen Lyoness vorbereiten, sagt der Wiener Anwalt Josef Fromhold, der mehr als 700 Geschädigte vertritt. Die Liste bekannter Händler habe sich bereits merklich gelichtet.

Ralph Lauren etwa zählt zu jenen, denen gar nicht bewusst war, dass er Partner ist. Douglas betont, niemals mit Lyoness zusammengearbeitet zu haben. Detto Palmers – die Wäschekette verwehrt sich scharf dagegen, mit dem Rabattgeschäft in Verbindung gebracht zu werden. Man habe einst lediglich Gutscheine ans Unternehmen verkauft. Darauf reduziert sich auch die Geschäftsbeziehung von Lyoness mit Leiner/Kika und Lidl. Alle drei akzeptieren die sogenannte Cashback Card nicht. Ebenso wenig wie Toys'R'Us, Delka, Salamander und Charles Vögele, wie aus Schriftverkehr mit Fromhold hervorgeht.

Auf Distanz

Reiseanbieter Tui beendete die Zusammenarbeit 2012. Keine Vorteile für Lyoness-Kunden gewährt auch Booking.com. Die Plattform, die bei Lyoness als Partner gelistet ist, hält fest, keine Geschäftsverbindung zur Rabattfirma zu unterhalten. Der gleiche Tenor bei McDonald's und Landzeit. Flaggschiff OMV, bei der Lyoness im großen Stil Gutscheine erwirbt, legt Wert darauf, nur in diesem Zusammenhang und nicht als genereller Partner aufzuscheinen.

Von Anfang an jede Zusammenarbeit lehnten Konzerne wie Lutz ab – trotz mehrfacher engagierter Anläufe der Lyoness-Mitarbeiter.

Fromhold hält die Zahl der Handelspartner als auch jene der Mitglieder für fiktiv. Tatsache für ihn sei, dass nur sehr wenige Unternehmen die Rabattkarte akzeptierten, während Mitglieder im Glauben gelassen würden, sie könnten im Strukturvertrieb am regen Umsatz anderer Einkäufer partizipieren. Da sich auch Provisionen für Lyoness in Grenzen hielten, sei für ihn evident, "dass sich Lyoness nur aus den Zahlungen der Mitglieder finanziert". Er selbst ist mit einer Zivilklage von Lyoness konfrontiert. Im Gegenzug brachte er Strafanzeige wegen gefährlicher Drohung und Betrugs ein.

Lyoness wies bisher sämtliche Vorwürfe rund um den umstrittenen Strukturvertrieb zurück. Dass nun die Front großer Händler zu bröckeln beginnt, lassen die Grazer ebenso wenig gelten: Die Strategie sei, Partnerschaften auf Basis reiner Gutscheine aufzulösen und stattdessen auf das Cashback-Modell zu wechseln, sagt Lyoness-Sprecherin Silvia Kelemen. "Das ist ein Prozess, der Zeit braucht."

"Viele Gespräche"

Alle Partner auf der Website seien echte Partner. Einzelne seien aber bewusst tatsachenwidrig informiert worden, um Lyoness in Misskredit zu bringen. Dass zuletzt wichtige Zugpferde verloren gingen, liege vielmehr am harten wirtschaftlichen Umfeld. Partner wie Zielpunkt und Baumax etwa sind Geschichte. Rückgrat für Lyoness seien vor allem kleine und mittlere Betriebe. Für sie schnüre man Pakete. "Wir sind mit vielen neuen Partnern im Gespräch."

Kelemen verweist auf 5,3 Millionen registrierte Mitglieder. Ihr monatlicher Einkauf liege in Österreich im Schnitt bei 230 Euro.

Für Konfliktmanager Ben Ecker, der Lyoness-Geschädigte vertritt, bleiben dennoch alle Fragen offen. "Wieso wurden Partner aufgelistet, die nachweislich keine sind?" Warum suggeriere man Einkaufsmöglichkeiten, die sich auf wenig umsatzinteressante KMUs reduzierten? Der Strukturvertrieb basiere auf Erlösen aus Shoppingumsätzen. "Doch wie sollen ohne große Händler jemals die prognostizierten Erlöse generiert werden?" (Verena Kainrath, 10.8.2016)