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Das Bild von Doaa Elghobashy mit Kopftuch und Kira Walkenhorst im Bikini löste heftige Debatten auf Twitter aus.

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Doaa Elghobashy (l) und Nada Meawad sind das erste Frauen-Beachvolleyballteam Ägyptens bei Olympischen Spielen.

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Die 19-Jährige Elghobashy ist die erste olympische Beachvolleyballspielerin mit Kopftuch.

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Doaa Elghobashy und Laura Ludwig während des Matches.

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Den ebenfalls "kopfbedeckten" deutschen Herren Lars Fluggen (li.) und Markus Bockermann wurde weniger Aufmerksamkeit geschenkt als Elghobashy.

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Rio de Janeiro / Wien – "Ich trage seit zehn Jahren Kopftuch. Es hält mich nicht davon ab, das zu tun, was ich liebe. Und Beachvolleyball ist eines dieser Dinge", sagt Doaa Elghobashy nach der 0:2-Niederlage gegen das deutsche Beachvolleyball-Olympiateam. Das Match gegen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst hatte sie mit ihrer Partnerin Nada Meawad im Ganzkörperanzug geschlagen – Elghobashy mit Kopftuch, Meawad ohne.

Kulturkampf oder Kulturschock?

Weniger gelassen als die Spielerinnen sahen manche Zuseher und Zuseherinnen sowie Medien das ägyptische Outfit. Dass die deutschen Spielerinnen im Bikini gegen die Ägypterinnen im Ganzkörperanzug antraten, veranlasste britische Tageszeitungen laut BBC dazu, von einem "culture clash" und einer "massiven kulturellen Kluft" zu berichten.

Von einem Kulturkampf an der Copacabana könne nicht die Rede sein, allerdings von einem Kulturschock, der sich in Social Media widerspiegelt, argumentiert die BBC. Denn das ungewohnte Bild von den so unterschiedlich gekleideten Spielerinnen löste heftige Debatten auf Twitter aus. Die Kulturschock-These vertritt auch ein indischer Twitterer, der auf die mangelnde Aufmerksamkeit gegenüber den sportlichen Leistungen hinweist: "Lustig, dass Menschen einen Kulturschock haben, wenn sie ein Mädchen mit Kopftuch Beachvolleyball spielen sehen. Alles, was sie sehen, ist das Kopftuch und nicht seine Leistungen."

Erste Olympische Spiele ohne Bikinivorschrift

2012 lockerte der Weltverband FIVB die Bekleidungsvorschriften, zuvor waren knappe Bikinis oder Badeanzüge Pflicht. Beispielsweise durfte die Bikinihose in der Hüfte nicht breiter als sieben Zentimeter sein. Laut dem deutschen Sport-Informations-Dienst (SID) war es das Ziel des Verbands, mehr Menschen zum Beachvolleyball zu bringen. Die Strategie ging auf: AthletInnen aus 169 unterschiedlichen Ländern versuchten sich für die Spiele in Rio zu qualifizieren – fast 30 mehr als für die Spiele 2012, schreibt der SID.

Erst jetzt sei es Spielerinnen wie Elghobashy und Meawad möglich, in Kleidung, die Arme und Beine bedeckt, bei offiziellen Turnieren aufzulaufen, so der SID. Die beiden seien das erste weibliche Beachvolleyballduo Ägyptens überhaupt bei den Olympischen Spielen. "Für Frauen, die das aus religiösen Gründen nicht wollen oder nicht dürfen, war es bisher schwierig, Beachvolleyball zu spielen", sagte die deutsche Olympia-Spielerin Laura Ludwig gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Viele Teams, auch aus nichtmuslimischen Ländern, spielen nun in Ganzkörperanzügen.

Frauenkörper im Fokus

Die ursprüngliche Bikinivorschrift erntete viel Kritik. So kritisierte etwa die Australische Sportkommission laut BBC, dass die FIVB die Uniformen absichtlich eingeführt habe, um die Aufmerksamkeit mehr auf die Körper der Spielerinnen als auf Technik und Performance zu lenken.

Bei den Männern, wo das Aussehen der Spieler nicht so sehr im Mittelpunkt steht, wird übrigens ein Trikot mit Shorts und oft eine Kopfbedeckung getragen – ein Mittelding zwischen Minibikini und Ganzkörperanzug mit Hijab, wie die BBC ironisch anmerkt.

Dass die Kleidung der Spielerinnen eine öffentliche Debatte hervorruft, löst wiederum feministische Kritik aus. Eine Britin twittert: "Warum ist es überhaupt ein Thema, dass eine Frau ein Kopftuch zum Beachvolleyballspielen trägt? Warum reden Leute darüber? Ist es euer Körper?"

Eine andere feministische Twittererin wiederum will über die Kleidung sprechen, aber nicht nur über das Kopftuch: "Hijab und sexuelle Objektifizierung sind nur zwei verschiedene Arten, Frauen zu kontrollieren."

Zurück zum Sport: "Wichtiger als die Bikinifrage sind die Strukturen und die Nachwuchsarbeit", sagt Olympia-Teilnehmerin Ludwig laut SID. Notwendig sei mehr Augenmerk auf den Sport selbst: "Wenn man sich Beachvolleyball anschaut, sieht man, wie genial diese Sportart ist und dass das, was wir tun, von dem ablenkt, was wir anhaben."

Beim gestrigen Spiel gegen Italien schien man sich bereits an Elghobashys Kopftuch gewöhnt zu haben. Das brasilianische Publikum am Platz feuerte das ägyptische Duo lautstark an. (Katharina Gruber, 10.8.2016)