Joe Lovano "Classic! Live at Newport" (Blue Note)

cover: blue note/universal

Man schrieb das Jahr 2005, Pianist Hank Jones weilte noch auf Erden und hatte mit Saxofonist Joe Lovano (auch Bassist George Mraz und Drummer Lewis Nash waren dabei) gerade eine Europatournee absolviert. Schließlich landete man aber in Newport und zeigte, welch Vorteile es hat, kontinuierlich zu jazzen. Die Stilgrundlage war dem Mainstream zuzurechnen. Wobei damit nicht gemeint sein kann, Joe Lovano als domestizierten Instrumentalisten zu betrachten. In dieser "gesitteten" Umgebung ist vielmehr ein rauer, ungezügelter Ton mit einem Hauch von "Growl"-Klangeffekten zu hören. Fast grob breitet sich Lovano über die Harmonienfelder aus und dringt in Bereiche des freien Spiels vor.

Sergio G.

Das Latin-orientierte Don’t Ever Leave Me ist vergleichsweise entspannt; es lebt vom klaren Spiel des Klavierveteranen Jones, den Lovano aber schließlich mit rasanten Linien ablöst. Es ist dies ein Dokument improvisatorischer Unruhe, die Lovano prägte, ein Dokument jener Spontaneität, die im Studio nicht wirklich herzustellen ist. Alles endete mit einem Blues (Six and Four), Exaltiertheit und Expressivität erreichten einen schönen Gipfel. Schade nur, dass Jones die nunmehrige Veröffentlichung nicht erlebt – er starb 2010. (toš, Rondo, 12.8.2016)