Flussdelfine und Eisberge: Heute würden Welten dazwischen liegen, vor 25 Millionen Jahren aber gehörten sie in dieselbe Umgebung.

Illustration: Alexandra Boersma

Der Schädel von Arktocara yakataga war lange Zeit in seiner Bedeutung verkannt worden.

Foto: James Di Loreto, Smithsonian

Washington – Ob Amazonas, Ganges oder Jangtsekiang: Heute findet man Flussdelfine nur in Gewässern der Tropen und Subtropen. Ihre Verwandten lebten aber offenbar auch einmal sehr viel weiter nördlich, berichten Forscher im Fachmagazin "PeerJ".

Nicholas D. Pyenson und Alexandra Boersma vom Washingtoner National Museum of Natural History der Smithsonian Institution hatten ein Schädelfossil näher unter die Lupe genommen, das bereits 1951 entdeckt worden war und seitdem in den riesigen Museumsbeständen herumgelegen hatte. Es stammt von einem delfinähnlichen Tier, das vor etwa 25 Millionen Jahren an den Küsten Alaskas lebte. Das subarktische Tier erhielt die Bezeichnung Arktocara yakataga und wurde in eine neue Gattung gestellt.

Verwandtschaften

"Flussdelfine" bezeichnet genau genommen keine Verwandtschaftsgruppe, sondern wird auf eine Reihe unterschiedlicher und nicht unmittelbar miteinander verwandter Zahnwalgattungen angewandt. Eine davon ist die Gattung Platanista, zu der der Ganges- und der Indusdelfin aus Südostasien zählen – und mit diesen war Arktocara yakataga offenbar verwandt. Er ist der älteste bislang bekannte Angehörige dieser Gruppe, die früher viel artenreicher war als heute. Anders als Arktocara sind seine heute lebenden Verwandten reine Süßwasserbewohner.

Zu Arktocaras Lebzeiten unterschieden sich die Wale noch stark von den heutigen: Er dürfte laut den Forschern aus jener entscheidenden Epoche stammen, als sich die Wale in ihre beiden heutigen Unterordnungen Zahn- und Bartenwale aufspalteten. Zugleich unterstreicht der Fund laut den Forschern, dass die Gattung Platanista zu den ältesten Entwicklungslinien unter den Zahnwalen zählt. (red, 17. 8. 2016)