Juba/Addis Abeba – Der frühere Rebellenführer und Vizepräsident des Südsudans, Riek Machar, ist in das Nachbarland Äthiopien geflohen. Nach einem erneuten Ausbruch der Gewalt im Südsudan Mitte Juli war bisher unklar, wo sich Machar aufhielt. Sein Sprecher James Gatdet erklärte am Donnerstag, er habe sich zunächst in einem Nachbarland niedergelassen. Bei seiner Flucht spielte auch die UNO eine Rolle.

Der frühere Rebellenführer sei nach der Ausreise aus dem Südsudan von UN-Mitarbeitern im südwestlichen Nachbarland Kongo den Behörden übergeben worden, so der UN-Sprecher Farhan Haq in New York. Darum sei die UN-Mission in der Demokratischen Republik Kongo zuvor gebeten worden, nachdem Machar in dem Land "aufgetaucht" sei. "Wir können bestätigen, dass Anstrengungen auf humanitärer Basis unternommen wurden, um eine Auslieferung von Riek Machar, seiner Ehefrau und zehn weiteren Menschen von einem Ort im Kongo zu ermöglichen." Der derzeitige Aufenthaltsort von Machar sei den Vereinten Nationen nicht bekannt.

Ein Mitarbeiter Machars, der nicht namentlich genannt werden wollte, erklärte, dass Machar auf dem Weg nach Äthiopien sei. Dort wolle er sich morgen auf einer Pressekonferenz äußern.

Bei den Kämpfen zwischen Regierungstruppen von Präsident Salva Kiir und den früheren Rebellen Machars kamen im Juli in der Hauptstadt Juba rund 300 Menschen ums Leben. Der damalige Vizepräsident Machar floh aus Juba, woraufhin Kiir ihn rasch seines Amtes enthob. Die beiden hatten in Folge eines unter internationalem Druck in Äthiopien ausgehandelten Friedensabkommens eine Einheitsregierung gebildet. Derzeit scheint einmal mehr unklar, wie in dem Krisenstaat Friede und Stabilität einkehren sollen.

Der christlich geprägte Südsudan hatte sich am 9. Juli 2011 nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg vom muslimischen Sudan gelöst. Doch ein erbitterter Machtkampf zwischen Kiir und Machar mündete im Dezember 2013 in einen Bürgerkrieg, in dessen Verlauf Zehntausende Menschen getötet und 2,5 bis drei Millionen vertrieben wurden. Rund fünf Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung – sind inzwischen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Kiir gehört der Volksgruppe der Dinka an, Machar den Nuer. (APA, dpa, 18.8.2016)