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Klein, bunt, aber nicht aus Schokolade: Viele der 190.000 chronisch kranken Kinder in Österreich müssen regelmäßig Medikamente nehmen – mitunter brauchen sie dabei Hilfe von ihren Lehrern.

Foto: dpa / Matthias Hiekel

Wien – Die Betreuung chronisch kranker Kinder in der Schule sorgt bei vielen Lehrerinnen und Lehrern nicht nur für juristische Unsicherheit, weil sie mitunter in heikle Hilfskonstellationen geraten können, die nicht mehr durch die Amtshaftung der Republik geschützt sind. Für diese Fälle hat Pflichtschullehrergewerkschaftschef Paul Kimberger zu Wochenbeginn im STANDARD eine klare Absicherung der Pädagoginnen und Pädagogen gefordert – die das Bildungsministerium auch zusicherte. Es werde bereits an einem starken Haftungsschutz gearbeitet.

Neben der juristischen Dimension gibt es auch sehr handfeste Ängste, die im Umgang mit chronisch kranken Kindern in der Schule eine Rolle spielen. Ängste, mit bestimmten medizinischen Notlagen konfrontiert zu werden und sie nicht angemessen bewältigen zu können. Was also tun?

Information hilft gegen Angst

Einer, der chronisch kranke Kinder behandelt und auch mit deren Lehrerinnen und Lehrern zu tun hat, ist Georg Ebetsberger-Dachs. Der leitende Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Kepler-Universitätsklinikum in Linz sagt im STANDARD-Gespräch: "Je vertrauter die Situation ist, umso eher werden sie sich nicht mehr fürchten. Man sollte die Lehrerinnen und Lehrer auf medizinische Notsituationen vorbereiten. Es ist wichtig und sinnvoll, dass sich jemand, der ein Kind mit Epilepsie, Diabetes, Blutgerinnungsstörungen oder anderen chronischen Krankheiten in der Klasse hat, schon vorher theoretisch mit Notsituationen auseinandersetzt, um dann richtig handeln zu können." Das würde verständlichen Ängsten wirksam entgegenwirken.

Er erlebe immer wieder, dass der Umgang mit chronischer Krankheit in der Schule bzw. Ängste und Unsicherheiten sehr "von der Persönlichkeit der Lehrer und deren Hintergrunderfahrung abhängen", erzählt Georg Ebetsberger-Dachs. Es gebe "viele sehr engagierte Lehrkräfte, die sich informieren wollen, wenn sie ein betroffenes Kind in der Klasse haben, aber auch solche, die sagen: ,Dieses Kind möglichst nicht in meine Klasse, weil sonst könnte ja eine Situation entstehen, mit der ich nicht umgehen könnte.'"

Einschulung durch Ärzte

Manche dieser Pädagogen holen sich dann eine "ärztliche Stellungnahme für den Akt" des Schülers oder der Schülerin, andere lassen sich von ihm einschulen, wie sie zum Beispiel einem epileptischen Kind das Notfallmedikament richtig verabreichen. Auch Schulen wollen oft Bestätigungen, dass Lehrer bestimmte Medikamente abgeben dürfen bzw. wenden sich an die Kinderklinik, um Informationen einzuholen und sich für den Eventualfall im Klassenzimmer zu rüsten.

Das Um und Auf sei jedenfalls, betont Ebetsberger-Dachs, "dass Lehrkräfte die Möglichkeit haben, entsprechende Informationen auch zu bekommen, zum Beispiel vom Schularzt oder von der betreuenden Ambulanz". Von einer medizinischen Aufrüstung der Schulen, also "auf Dauer Ärzte hineinzusetzen", hält er wenig: "Das wäre kein normales Aufwachsen für chronisch kranke Kinder." (Lisa Nimmervoll, 19.8.2016)