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Machatschkala, die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan, in der die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung laut NGO-Bericht verbreitet ist.

Foto: Reuters/GRIGORY DUKOR

Moskau – Die Aufforderung zur "Beschneidung" aller Frauen durch einen muslimischen Würdenträger aus dem Kaukasus hat in Russland eine Welle der Empörung ausgelöst. Der Mufti von Dagestan, Ismail Berdijew, verteidigte in einem Gespräch mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax die Praxis der Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM), "um die weibliche Sexualität zu verringern".

Er hob am Mittwoch hervor: "Alle Frauen müssen beschnitten werden, damit es auf der Welt keine Schwelgerei mehr gibt."

In den sozialen Netzwerken in Russland gab es daraufhin am Donnerstag einen Sturm der Entrüstung. Von einer "barbarischen Praxis" war die Rede, andere NutzerInnen forderten, Frauen nicht "wie Vieh" zu behandeln. Auch ein Sprecher des russischen Gesundheitsministeriums verurteilte die Aussagen des Muftis.

FGM in Russland erlaubt

Der Mufti, der an der Spitze des Zentrums zur Koordinierung der MuslimInnen im nördlichen Kaukasus steht, äußerte sich am Tag nach der Veröffentlichung eines Berichts über Beschneidungen in Russland. Diesem Bericht einer Nichtregierungsorganisation zufolge wurden in Russland in den vergangenen Jahren tausende Frauen verstümmelt, vor allem in Dagestan.

Die Genitalverstümmelung, von der nach UN-Angaben weltweit mehr als 200 Millionen Frauen betroffen sind, ist in Russland nicht offiziell verboten. Bei der Genitalverstümmlung wird Mädchen oder Frauen in einem schmerzhaften Eingriff die Klitoris teilweise oder ganz entfernt. Vielfach gibt es in der Folge gesundheitliche Komplikationen wie Infektionen, Blutungen und Probleme bei der Entbindung, viele Frauen leiden ein Leben lang darunter. (APA, AFP, 19.8.2016)