Der Königspalast in Patan – hier noch vor dem Erdbeben 2015 – zählt gemeinsam mit dem angrenzenden Durbar Square seit 1979 zum Unesco-Weltkulturerbe.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Seit 2010 ist unser Institut in die Restaurierung des Palastkomplexes involviert. Vor zwei Jahren wurden zwei Steintore an der Palastfassade restauriert.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Der Pavillon am Bhandarkhal Tank im Garten der Palastanlage war eines der ersten Restaurierprojekte unseres Instituts in Patan.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Statt des fragilen Originals soll in Zukunft diese vergangenes Jahr fertiggestellte Rekonstruktion des Elfenbeinfensters an der Palastfassade angebracht werden.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Minuten nach dem Erdbeben im April 2015 hatten sich hunderte Menschen auf dem Durbar Square in Patan versammelt.

Foto: Suresh Man Lakhe

Bereits wenige Stunden nach dem Beben wurde damit begonnen, wertvolle Bau- und Dekorteile eingestürzter Tempel aus den Trümmern zu bergen und in Sicherheit zu bringen.

Foto: Suresh Man Lakhe

In den mit österreichischer Hilfe errichteten temporären Lagerhallen können wertvolle Bau- und Dekorteile von eingestürzten Tempeln sicher verwahrt werden.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Wie hat es uns eigentlich nach Nepal verschlagen? Wir gehen zurück ins Jahr 2009. Es ist Herbst und mein zweites Jahr als Studentin am Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien. Gerade wurde ein sechsjähriges Projekt im Himalaya abgeschlossen, die Konservierung und Restaurierung eines buddhistischen Tempelkomplexes in Nako in Himachal Pradesh (Indien). Da erreicht unsere Institutsleiterin Gabriela Krist und Manfred Trummer, Chefrestaurator des Museums für angewandte Kunst, eine Anfrage aus Nepal:

Eduard Sekler, Architekturhistoriker und Universitätsprofessor, bittet um Beistand bei den Restaurierungsarbeiten am königlichen Palastkomplex in Patan. Gemeinsam mit dem angrenzenden Durbar Square, dem Hauptplatz, zählt dieser seit 1979 zum Unesco-Weltkulturerbe. Initiiert wurden die Arbeiten vom Kathmandu Valley Preservation Trust (KVPT), zu dessen Gründungsmitgliedern Sekler zählt.

Restaurierung eines Weltkulturerbes

Nach sechs Jahren Arbeitseinsatz in einem abgeschiedenen Bergdorf auf 4000 Metern Höhe gefällt uns die Idee, in Patan, der heute drittgrößten Stadt Nepals, aktiv zu werden. Seither sind sechs Jahre vergangen, in denen Assistentinnen, Assistenten und Studierende unter Leitung von Institutschefin Krist Sommer für Sommer bedeutendes Kulturgut in Patan restaurieren.

Begonnen haben wir mit dem Pavillon am Bhandarkhal Tank, einem Wassertank in den Palastgärten, dem königlichen Bad Tusha Hiti und vier steinernen Wächterlöwen. Bei allen Projekten arbeiteten wir eng mit nepalesischen Handwerkern und dem KVPT zusammen, finanzielle Unterstützung kam vom Universitätsnetzwerk Eurasian-Pacific Uninet. Das Golden Doorway, ein von Götterstatuen flankiertes prachtvolles Eingangsportal zum Taleju-Schrein, allesamt feuervergoldete Metallarbeiten, war das erste Projekt unserer Metallrestauratorinnen und -restauratoren.

Reinigung mit dem Laser

Leider war ich nicht dabei, als das Institutsteam vor einigen Jahren erstmals mit einem Laser im Gepäck nach Nepal reiste. Mit diesem Laser wurden nicht nur schädigende bituminöse Anstriche auf den Steintoren am Nasal Chowk entfernt, sondern auch die zwei Elfenbeinfenster an der Palastfassade gereinigt. Diese sind einzigartig in Patan, ihr Zustand ist jedoch stark gefährdet. In Zukunft sollen sie im Museum ausgestellt werden. Für die Fassade fertigen wir daher seit drei Jahren Rekonstruktionen an.

Und dann das Erdbeben

Zu Beginn des vergangenen Jahres schien der Abschluss der Arbeiten am Königspalast noch in greifbarer Nähe, doch der 25. April 2015 änderte alles schlagartig. Ein verheerendes Erdbeben erschütterte das Land. Neben der humanitären Katastrophe wurde auch bedeutendes Kulturgut schwer beschädigt. Es musste sofort gehandelt werden: Notsicherungen, Stabilisierungen und Erste-Hilfe-Maßnahmen hatten nun Priorität. Bau- und Dekorteile mussten schnellstmöglich aus den Trümmern geborgen und einsturzgefährdete Bauwerke abgestützt werden.

Auch in Wien blieben wir nicht tatenlos. Krist und unser Rektor Gerald Bast wandten sich an das österreichische Außen- und Kulturministerium – sofort wurde uns von dort und der Austrian Development Agency ADA finanzielle Unterstützung zugesagt. Dadurch konnte der Bau von schnell zu errichtenden Hallen und Lagerräumen für wertvolle und witterungsempfindliche Kunstwerke ermöglicht werden, die von eingestürzten Bauwerken stammten und in Sicherheit gebracht werden mussten. Das dazu nötige Bargeld brachten Trummer und ich im Juni persönlich nach Nepal und übergaben es dem KVPT.

Umgestürzte Säulen und zerbrochene Götter

Damals wurden unsere bisherigen Planungen für den Sommer 2015 natürlich verworfen. Statt des Eingangstors des Patan-Museums restaurierten wir durch das Erdbeben beschädigte Kulturdenkmäler. Innerhalb von vier Wochen behandelten wir in unserem ersten Einsatz nach dem Beben die rund 300 Teile der zwei eingestürzten, feuervergoldeten Tempeldächer des Palastes.

Die umgestürzte Löwensäule am Durbar Square war von den Einheimischen bereits zum provisorischen Marktstand umfunktioniert worden. Wir brachten die Einzelteile der Steinsäule in den Innenhof des Palastes, wo wir Brüche verklebten und Fehlstellen ergänzten. Die bekrönende, feuervergoldete Löwenskulptur war bereits kurz nach dem Beben geborgen worden. Auch sie wurde restauriert und gemeinsam mit der Steinsäule für die Wiederaufstellung vorbereitet.

Stets gut besucht war die von uns restaurierte Skulptur des Gottes Hari Shankar. Viele Einheimische sahen sie nämlich zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie hatte sich in einem nur für Priester zugänglichen Teil des gleichnamigen Tempels befunden. Durch das Beben war dieser eingestürzt und die Skulptur zerbrochen.

Aufbruchsstimmung in Wien

Auch in diesem Sommer haben wir uns wieder auf eine Arbeitskampagne in Nepal vorbereitet, um durch das Erdbeben beschädigte Denkmäler zu restaurieren und wiederaufzubauen. Zum ersten Mal werden wir in einem Blog über unseren Einsatz berichten.

In wenigen Tagen bricht das 13-köpfige Restauratorenteam nach Patan auf. Die Reisevorbereitungen dazu laufen seit Tagen auf Hochtouren. Beinahe täglich treffen letzte Materialbestellung und Gerätschaften ein. Es herrscht Aufbruchsstimmung. Mehr dazu demnächst hier. (Martina Haselberger, 22.8.2016)