Sigi Lützow: Felbring, Hohe Wand
Alles aus? Mitnichten! Wer einen Herzinfarkt überlebt hat, für den fängt alles an. So das tatsächlich als Warnung, vielleicht schon als letzte, verstanden wird. In der Sonderkrankenanstalt Felbring, idyllisch am Fuß der Hohen Wand gelegen, wird dieses Verständnis tunlichst gefördert.
Den gebotenen Ernst brechen die Patienten maximal selbst – etwa anlässlich ihrer Einteilung in mehrere Leistungsgruppen für körperliche Ertüchtigung, deren letzte im Anstaltsklatsch als "Leichenzug" firmiert. Den bilden die Unglücklichen, deren Zustand maximal eine Spazierrunde um das Hauptgebäude zulässt.
Der begleitende Zivildiener mit Defi im Rucksack ist aber auch für die Gruppen der in Abstufungen weniger Unglücklichen obligatorisch. Und selbst die quasi elitärste Rehabilitandengruppe, der ich angehörte, geht keine Wege, die nicht auch ein Rettungswagen befahren könnte.
Verordnetes Spazieren ist natürlich nur ein Teil des sehr individuell zugeschnittenen Programms. Vier Bewegungseinheiten täglich, dazu Vorträge, Kochkurs, Entspannungsschulung und, ganz wichtig, bewusstes Essen. Im speziellen Fall zwar Low-Carb und auch sonst karg, aber aufgrund der Felbringer Küchenleistung trotzdem ein Vergnügen. Auf angenehmere Weise lässt sich ein Dutzend Kilo kaum verlieren.
Strenge Anwesenheitsregeln (kein Heimschläfer) und die relative Abgeschiedenheit der Anstalt erleichtern die Konsequenz. So gesehen, war das herzstärkende Achterl Rot zur Halbzeit besonders gesund – ich ging dafür meilenweit. (CURE, 27.11.2016)
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