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Nur wenige Vergewaltigungen würden in Deutschland angezeigt werden. "Es ist zu befürchten, dass es nach dem Berliner Urteil noch weniger sein werden", sagt Alice Schwarzer.

Foto: dapd/Thomas Lohnes

Berlin – Die deutsche Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat das Urteil gegen das Model Gina-Lisa Lohfink als "Skandal" bezeichnet. Es handle sich um einen von vielen Skandalen beim Umgang der Justiz mit dem dunklen Kapitel Sexualgewalt, sagte Schwarzer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Dienstag.

Sie verwies darauf, dass nur wenige Vergewaltigungen in Deutschland angezeigt werden und nur ein Bruchteil der Täter verurteilt wird. "Es ist zu befürchten, dass es nach dem Berliner Urteil noch weniger sein werden."

Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten hatte Lohfink am Montag wegen falscher Vergewaltigungs-Beschuldigungen zu 20.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Das Gericht sah keine Anhaltspunkte dafür, dass Lohfink tatsächlich im Juni 2012 von zwei Männer vergewaltigt worden war, wie sie behauptete. Sie habe bewusst gelogen.

Lohfink geht wahrscheinlich in Berufung

Nach Angaben von Lohfinks Anwalt Burkhard Benecken ist das Model emotional angeschlagen. "Das war schon eine enorme psychische Belastung", sagte der Verteidiger am Dienstag. Auch Benecken hatte das Urteil als Skandal bezeichnet.

Wird Berufung innerhalb einer Woche nach Urteil eingelegt, gibt es einen neuen Prozess in der nächsten Instanz – dann beim Berliner Landgericht. Ohne Berufung in der Wochenfrist wird das Urteil des Amtsgerichts rechtskräftig. Laut Gericht kann eine Berufung auch zurückgezogen werden. "Wir beraten jetzt, ob wir das durchziehen und ob Frau Lohfink die Kraft dazu hat. Wir tendieren zu Ja", sagte Anwalt Benecken.

Dass Lohfink ins Gefängnis kommen könnte, ist laut Gericht "sehr unwahrscheinlich". Eine Ersatzfreiheitsstrafe käme nur infrage, wenn bei rechtskräftigem Urteil die Geldstrafe nicht gezahlt würde. Doch auch da würde vorher versucht, die Summe per Vollstreckung zu bekommen. (APA, Update 24.8.2016)