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Foto: REUTERS/Jason Reed

Das Geschäft brummt. An normalen Sonntagen, sagt Aheda Zanetti, würden online zwischen zehn und zwölf Order für Burkinis eintrudeln. Vergangenen Sonntag waren es ganze 60. Seitdem mehrere Städte in Südfrankreich ein Verbot der Ganzkörperschwimmanzüge ausgesprochen haben und in vielen europäischen Staaten neuerlich eine Diskussion über die Burka aufgeflammt ist, kann sich die in Australien lebende Designerin vor Anfragen nicht mehr retten. Die Pointe dabei: Rund 40 Prozent der Burkini-Interessentinnen sind keine Musliminnen. Sie tragen den zweiteiligen, sowohl die Beine als auch die Arme und Haare bedeckenden Badeanzug, um sich zum Beispiel vor der Sonne zu schützen.

Erfunden hat Aheda Zanetti das Kleidungsstück in erster Linie aus praktischen Gründen. Als die im Alter von drei Jahren gemeinsam mit ihrer Familie aus dem Libanon nach Australien eingewanderte Designerin ihre Nichte beim Ballspielen beobachtete, kam ihr die Idee, gleichzeitig bequeme und bedeckende Sportbekleidung zu entwerfen.

Das war 2003, den Sportdressen folgte ein Jahr später die erste Schwimmkleidung, damals noch aus einem Lycra-Teflon-Stoffmix gefertigt. Heute fertigt Zanettis Firma Ahiida die Schwimmanzüge im australischen Punchbowl aus chlorresistentem Polyester, zu haben sind die Burkinis in einer engen und einer weiten Version, wahlweise mit oder ohne Drucke. Kostenpunkt: zwischen 80 und 100 Euro. "Erst durch meinen Badeanzug haben viele Frauen wieder Mut gefunden, an den Strand oder ins Schwimmbad zu gehen", so Zanetti.

Auch sie selbst habe sich am Strand nicht wohlgefühlt. Nur einmal habe sie sich einen Bikini gekauft, ihn aber nie getragen: "Ich hätte mich gefühlt, als ob ich in der Öffentlichkeit in Unterhosen und BH rumrennen würde." Gegenüber anderen Frauen gibt sich die 38-jährige Mutter zweier Kinder – ihr Mann ist ein zum Islam übergetretener griechisch-orthodoxer Christ – liberal: "Ich habe kein Problem damit, wenn jemand einen Bikini trägt. Jeder, wie er will."

Aufgewachsen ist Aheda Zanetti in einer liberalen muslimischen Familie, den Burkini trug sie selbst lange Zeit vor allem aus Marketinggründen. Erst seit einem Jahr verhüllt sie auch abseits vom Strand ihr Haar. Seitdem sie das Kopftuch trage, sagt sie, habe sich ihr Glaube vertieft: "Ich fühle mich glücklicher, mehr wie ich selbst." (Stephan Hilpold, 24.8.2016)