Bitte googeln: "Badekleidung für Damen um 1900". Man sieht Zeichnungen und Fotos von Frauen, die voll bekleidet im Meer plantschen (nicht schwimmen, da wären sie gleich untergegangen bei der Stoffmenge). Der Unterschied zum "Burkini" von heute besteht im fehlenden Kopfschleier.

Gut, das war vor über 100 Jahren. Wir haben das überwunden, so wie wir die Kopftücher unserer ländlichen (Ur-)Großmütter überwunden haben, die übrigens mehr praktischer Natur waren (Feldarbeit!).

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die gesellschaftlich-religiösen Vorstellungen des Islam, besonders was die Rolle der Frau betrifft, weit hinter den unsrigen zurückliegen. Und der Anblick von Vollverschleierten in unseren Städten bereitet Unbehagen.

Unbehagen befällt einen aber auch bei dem Bild, auf dem französische Polizisten bei einer älteren Muslimin am Stadtstrand von Nizza das (lokale) Burkiniverbot durchsetzen. Nur: Sie trägt keinen Burkini, sondern einfach Oberbekleidung: Hose, Tunika, Kopftuch. Trotzdem zwingen sie vier Polizisten, die Tunika auszuziehen. Und so wird sie nicht erniedrigt?

Die europäischen Frauen von 1900 setzten gegen eine patriarchalische Gesellschaft durch, dass sie zuerst mit, dann ohne umfangreiche Kleidung baden durften. Der Fortschritt kommt selten mit Zwang, sondern mit einem sozialen Prozess. (Hans Rauscher, 25.8.2016)