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Manche nennen ihn den neuen Bob Dylan: Jedenfalls hat Charlie Winston Stil.

Foto: APA/EPA/DOMINIC FAVRE

Innsbruck – Normalerweise sind sich Angloamerikaner und Franzosen nicht besonders grün. Ausnahmen bestätigen die Regel: etwa Gitanes- und Pernod-Vernichter Serge Gainsbourg, dessen Skandale wie die Platten und Filme sich in englischen Hipster-Pop-Kreisen großer Beliebtheit erfreuen.

Ein anderes Beispiel ist der englische Singer-Songwriter Charlie Winston. Der Troubadour mit Gitarre und Hut kommt am Dienstag nach Innsbruck, am Mittwoch konzertiert er in Dornbirn. Winston kam 1978 in Cornwall in einer reisenden Musikerfamilie zur Welt. Er wuchs in der ostenglischen Grafschaft Suffolk in einem Hotel auf, umgeben von Künstlern und Musikern, die sich dort die Klinke in die Hand gaben.

Atmospheriques

Bereits in jungen Jahren lernte er das Klavier- und Schlagzeugspiel und war als Multiinstrumentalist Mitglied einer Teenieband, bevor er in London Jazzklavier studierte und als Bassist zum National Youth Reggae Ensemble gehörte. Ab den späten 90er-Jahren musste er alle möglichen Gigs annehmen, um von der Musik halbwegs leben zu können: kein Pub mit Bühne, aber auch keine U-Bahnstation oder Brücke war vor ihm sicher – da versteht man auch, warum der Mann noch heute auf seinen Straßenmusikantenhut steht. Dazwischen hielt er sich mit Theater-, Film- und TV-Werbeclipmusik über Wasser, eine Coverversion des Sprencer-Davis-Group-Hadern I'm a Man erregte in einem Autowerbespot einiges Aufsehen.

CharlieWinstonVEVO

Besser wurden die Zeiten für den Singer-Songwriter erst, als er 2006 Peter Gabriel traf, auf dessen Label Winstons Debütalbum Make Way erschien, und in dessen Vorprogramm er im folgenden Jahr auftrat. Als dann Gabriels Plattenfirma Real World Records den Song Like A Hobo an das französische Label Atmosphériques verkaufte, zündete die Karriererakete des Charlie Winston: Binnen kurzer Zeit eroberte die Single sowie das Album Like a Hobo (2009) die gallischen Charts, in der dortigen Presse wurde er als neuer Dylan gefeiert. Auch mit dem folgenden Album Running Still änderte sich nichts daran, dass Winston in seiner Heimat kaum, dafür aber in Frankreich weltbekannt ist. Ein romantisch-melancholisches Werk, dass stilistische Exkursionen zu Prince-kompatiblem Funk, Beatboxing sowie weißem Soul in Paul-Young-Manier enthält. Zuletzt erschien Curio City. (Gerhard Dorfi, 26.8.2016)