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Rachid Nekkaz.

Foto: Francois Mori/AP/dapd

Ein Verstoß gegen das Burkiniverbot kostet in Nizza 38 Euro. Doch Frauen, die den Ganzkörperbadeanzug tragen, müssen die Strafe nicht selbst entrichten. Rachid Nekkaz, ein algerischer Geschäftsmann, übernimmt die Bezahlung; es genügt, die Anzeige an seine Adresse zu schicken.

Schon seit 2011 begleicht Nekkaz Geldstrafen auch von Burkaträgerinnen. Schätzungsweise tausend Mal hat er die 150 Euro hingeblättert – für Nekkaz kein Problem: Der 44-jährige Sohn algerischer Einwanderer aus dem Pariser Vorort Choisy-le-Roi, der elf Geschwister hat und an der Sorbonne Philosophie studiert hatte, machte nämlich als Informatiker und Immobilieninvestor ein Vermögen.

Seit Jahren führt Nekkaz die Behörden an der Nase herum und untergräbt gesellschaftspolitische Debatten, oft führt er sie ad absurdum. Dabei ist er alles andere als ein islamistischer Fanatiker: Der mit einer katholischen Amerikanerin Verheiratete bezeichnet sich als säkular und liberal, und pseudoreligiöse Symbole wie die Burka interessieren ihn nicht. Auch mit dem Burkini kann er nicht viel anfangen: "Ich glaube nicht, dass dies die beste Art ist, sich in der europäischen Gesellschaft zu integrieren." Und doch zahlt er die Strafen. "Ich verteidige die Freiheit jeder Frau, zu tragen, was sie will."

Die Franzosen wissen nicht so recht, was sie von Nekkaz halten sollen: Die einen halten ihn für einen komischen Kauz, andere werfen ihm vor, er habe sein Geld durch Wucher gemacht. Viele Medien boykottieren ihn stillschweigend – dabei wäre Nekkaz oft für Schlagzeilen gut: Vor sechs Jahren, als der damalige Präsident Nicolas Sarkozy gegen Roma-Siedlungen vorging, kaufte er ein Stück Land, um eine "Roma-Republik" zu gründen; die Umsetzung scheiterte allerdings.

Ein anderes Mal schickte er einer Schule in Nigeria, die von der Islamistensekte Boko Haram heimgesucht worden war, einen fetten Scheck. Im Jahr 2012 wollte er für die französische Präsidentschaft kandidieren – scheiterte aber kläglich an der Zahl der nötigen Unterstützungserklärungen. Das Gleiche passierte ihm 2014 in Algerien.

Ist es ein eigenwilliges Gerechtigkeitsempfinden oder eine subversive Ader, die ihn veranlasst, die herrschenden Zustände infrage zu stellen und den Mächtigen ein Schnippchen zu schlagen? Den Burkiniträgerinnen mag das einerlei sein – und wohl auch den Radikalislamisten, die Nekkaz zu bekämpfen vorgibt. (Stefan Brändle, 26.8.2016)