Dhaka – Die Polizei in Bangladesch hat drei Islamisten erschossen, darunter offenbar den mutmaßlichen Drahtzieher des Blutbads in einem bei Ausländern beliebten Cafe Anfang Juli. Wie die Polizei mitteilte, stürmten Beamte am Samstag in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka ein Versteck der Islamisten.

Der Polizeichef des Landes, A.K.M. Shahidul Hoque, sagte, dem Aussehen nach sei unter den Opfern der Drahtzieher der Cafe-Attacke, Tamim Chowdhury.

"Zu 99 Prozent sicher"

"Drei Extremisten wurden getötet. Einer der Toten sah genauso aus wie das Foto von Tamim Chowdhury, das wir haben", sagte Polizeichef Hoque der Nachrichtenagentur AFP. Schon bei Einsatzbeginn sei sich die Polizei zu "99 Prozent sicher" gewesen, dass Chowdhury in dem umstellten Versteck sei. In anderen Berichte war von insgesamt vier getöteten Islamisten die Rede.

Der Polizeieinsatz in Narayanganj, einer Stadt 25 Kilometer südlich von Dhaka, habe eine Stunde lang gedauert, führte Hoque aus. Die Islamisten hätten sich nicht ergeben, sondern die Polizisten mit Granaten und Sturmgewehren beschossen.

Bangladeschs Innenminister Asaduzzaman Khan sagte nach einem Besuch des Einsatzortes: "Tamim Chowdhurys Kapitel ist damit abgeschlossen." Chowdhury war laut Polizei 2013 aus Kanada nach Bangladesch zurückgekommen und führte die Islamistengruppe Jamayetul Mujahideen Bangladesh (JMB) an. Dieser werden zahlreiche Morde an Mitgliedern religiöser Minderheiten im islamisch geprägten Bangladesch zugeschrieben.

20 Tote

JMB-Kämpfer werden von den Behörden auch für den Angriff auf das Cafe "Holey Artisan Bakery" in Dhakas schickem Viertel Gulshan verantwortlich gemacht, bei dem am 1. Juli 20 Geiseln, darunter 18 Ausländer, und zwei Polizisten getötet worden waren. Bewaffnete hatten das Cafe überfallen und dutzende Menschen elf Stunden lang festgehalten. Spezialkommandos beendeten die Geiselnahme am nächsten Morgen gewaltsam und töteten dabei sechs Angreifer. Bei den getöteten Geiseln handelte es sich um neun Italiener, sieben Japaner, einen US-Bürger und eine Inderin.

Chowdhury war nach der Geiselnahme untergetaucht, Anfang August setzte die Polizei ein Kopfgeld von zwei Millionen Taka (22.000 Euro) auf den 30-Jährigen aus. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu der Geiselnahme und veröffentlichte Fotos vom Inneren des Cafes während der Tat. Bangladeschs Behörden wiesen dies zurück und bekräftigen, dass in Bangladesch keine internationalen Jihadistengruppen aktiv seien.

In den vergangenen Jahren wurde das Land immer wieder von Anschlägen auf Ausländer, Menschenrechtsaktivisten und Mitglieder religiöser Minderheiten erschüttert. Im Juni wurden in diesem Zusammenhang bei Polizeirazzien mehr als 11.000 Menschen festgenommen.

Vielfach bekannten sich der IS und das Al-Kaida-Netzwerk zu den Anschlägen. Kritiker werfen der bangladeschischen Regierung von Premierministerin Sheikh Hasina vor, sie bestreite die Bedrohung durch ausländische Islamistengruppen, um ihre politischen Gegner im eigenen Land in Misskredit bringen zu können.

Am Montag besucht US-Außenminister John Kerry Bangladesch. Dabei steht auch die Zusammenarbeit der beiden Länder im Anti-Terrorkampf auf der Tagesordnung. (APA, 27.8.2016)