Wien – Nach monatelangem Gezerre um den Weiterbestand der Alt-Wien-Kindergärten sehen nun die Betreiber keinen anderen Weg mehr, als ein Insolvenzverfahren anzumelden. Das kündigten sie am Dienstag in einer Aussendung an. Ein Weiterführen des Kindergartenbetriebs sei ohne Förderung nicht möglich.

Der Gläubigerschutzverband Creditreform und der Alpenländische Kreditorenverband bestätigten, dass am Handelsgericht Wien der Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt wurde. 30 Gläubiger und 297 Arbeitnehmer seien betroffen. Den Aktiva von rund 227.000 Euro stehen Passiva von circa 7,456 Millionen Euro gegenüber. Der Forderungen der Lieferanten werden mit 235.827,61 Euro beziffert – die Höhe der ausstehenden Gehälter bzw. Löhne für August 2016 mit 570.000 Euro. Sämtliche Mitarbeiter seien bereits am 26. August beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung gemeldet worden.

Die Stadt Wien hatte die Fördermittel eingestellt, weil Geld zweckwidrig verwendet worden war. Es geht um 6,6 Millionen Euro, die zwischen 2009 und 2014 an den Verein rund um Richard Wenzel ausbezahlt wurden. Noch immer ausständig ist die Jahresabrechnung für 2015.

Die Stadt war dem Betreiberverein mehrere Male entgegengekommen und hatte auf die Rückzahlung des Geldes beziehungsweise eine Bankgarantie über einen Kredit gehofft. Nachdem mehrere Fristen verstrichen waren, zogen die MA 10 (Wiener Kindergärten) und Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) die Notbremse.

Im September geöffnet

Die Betreiber der Alt-Wien-Kindergärten kündigten am Dienstag dennoch an, alle Standorte offen zu halten, "bis eine geschlossene Übernahme durch einen anderen Träger erfolgen kann oder die noch von uns betreuten Kinder von anderen Institutionen zur Betreuung übernommen werden". Auch auf der Website von Alt-Wien ist zu lesen, dass alle Standorte jedenfalls im September geöffnet bleiben.

Ob einzelne Standorte tatsächlich übernommen werden, ist allerdings bisher nicht bekannt. Auch die MA 10 kennt dazu keine Details. Deren Leiterin Daniela Cochlar sagt zum STANDARD, dass im September noch 710 Kinder (von 2.170 im Juni) in Alt-Wien-Einrichtungen angemeldet seien. Für alle anderen wurden bereits Ersatzplätze gefunden. 500 Kinder kommen in städtischen Einrichtungen unter.

Jobs für Pädagoginnen

Durch die Insolvenz von Alt-Wien verlieren knapp 300 Pädagoginnen und Pädagogen ihren Job. Bei der Stadt seien bereits Bewerbungen eingetroffen und zahlreiche Vorstellungsgespräche vereinbart worden, sagt Cochlar. Allein im städtischen Bereich gebe es 6.800 Beschäftigte in den Kindergärten, Jobs würden immer wieder vakant, macht sie den Betroffenen Hoffnung. Alt-Wien kündigte für Donnerstag eine Betriebsversammlung an. (rwh, 30.8.2016)