Stefanie Reinsperger und Model Esra in Kleidern von Vivienne Westwood Couture und Schuhen von Dries van Noten, fotografiert von Maria Ziegelböck.

Foto: Maria Ziegelböck

Schauspielerin Stefanie Reinsperger in einem Spitzencape von Vivienne Westwood Couture mit Ohrringen von Ann Demeulemeester.

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Model Esra trägt einen Pyjama von Le Moult, Stefanie Reinsperger den Badeanzug No. 7 von Veronica Dreyer, der Pelerinenmantel ist von Art for Art.

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Stefanie Reinsperger in einer Bluse von Saint Laurent, einem Badeanzug von Veronica Dreyer, Schuhen von Dior und Ohrringen von Ankertipl. Der Rock ist von Art for Art. Model Esra trägt ein Cape von Prada, ein Hemd von Dries Van Noten, die Hose ist von Louis Vuitton, die Schuhe sind von Giorgio Armani, und der Zylinder ist von Mühlbauer.

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Stefanie in einem Kleid von Fendi, Armband und Uhr Ann Demeulemeester, Ringe Katharina Schmid. Die Tasche ist von Louis Vuitton. Esra in einem Anzug von Dries Van Noten, Boots Stylist's own, die Polsterhand ist von Wiener Times.

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Esra in einem Pulli und einer Stola von Rani Bageria, Stefanie in einem Hemd von Sacal, Rock Céline, Stiefel Art for Art.

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Sie spielt am Wiener Volkstheater. Einem Haus, das nicht zur ersten Liga gehört. Und das, obwohl sie auch an der Burg hätte bleiben können. Stefanie Reinsperger zuckt mit den Schultern, wenn sie darauf angesprochen wird. "Ich möchte, dass das Volkstheater wieder anders wahrgenommen wird", sagt sie, "als ein Haus mit Haltung." Mit einem schnellen Handgriff rückt sie ihren Dutt zurecht. Die 28-Jährige ist das, was man in Wien einen Theaterstar nennt.

Vor zwei Saisonen kannte sie hierzulande noch niemand, doch seitdem sie in einer Jogginghose auf die Bühne des Akademietheaters trat, sich das Gesicht dunkel schminkte und sich als "schwarzer Neger aus Somalia" vorstellte, um daraufhin im breiten Wiener Dialekt einen fünfzehnminütigen Monolog über ihr Piratendasein abzuliefern, wird sie als die neue Birgit Minichmayr gehandelt.
"Die lächerliche Finsternis" (Autor: Wolfram Lotz) hieß das Stück, das nicht zuletzt aufgrund von Reinspergers Leistung zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde – gemeinsam mit einer zweiten Burg-Produktion, Ewald Palmetshofer "die unverheiratete", in der Reinsperger ebenso eine der Hauptrollen spielte.

Stefanie in einem Kleid von Fendi, Armband und Uhr Ann Demeulemeester, Ringe Katharina Schmid. Die Tasche ist von Louis Vuitton. Esra in einem Anzug von Dries Van Noten, Boots Stylist's own, die Polsterhand ist von Wiener Times.
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Reinsperger wurde zur "Nachwuchsschauspielerin des Jahres 2015" und gleich auch noch zur "Schauspielerin des Jahres" ernannt. Das gab es noch nie. Ein paar Monate später nahm sie trotzdem an der Burg ihren Hut und wechselte ins Volkstheater, wo Intendantin Anna Badora gerade ihre erste, mit Ur- und Erstaufführungen gespickte Spielzeit vorbereitete. Ihr Aushängeschild: Steffie Reinsperger.

Eine Schauspielerin wie ein Kraftwerk. Als sie in der vergangenen Spielzeit im "Iwanow" die todkranke Anna Petrowna gab, musste sie ihre Seelenpein in sich hineinfressen, anstatt sie hinauszuschreien. "Das war neben der Erarbeitung des Soloabends 'Selbstbezichtigung' eine der größten bisherigen Herausforderungen", sagt sie.

Das Extrovertierte fällt der Schauspielerin eindeutig leichter als die leisen Töne, die großen Gesten liegen ihr eher als die verzärtelten Augenblicke. Reinspergers Körper ist eine Wucht, und sie hat keine Probleme ihn in seiner ganzen Fülle einzusetzen. Wer die Schauspielerin einmal auf der Bühne gesehen hat, der hat sie mit großer Wahrscheinlichkeit schon einmal nackt gesehen.

Nackt auf der Bühne

Über ihren Körper redet sie trotzdem nicht gern. Die Selbstverständlichkeit, mit der sie mit ihm spielt, ist hart erkämpft. Als sie in Düsseldorf die Eve im "Zerbrochenen Krug" spielte, vergingen zehn Vorstellungen, bis sie sich auf der Bühne nackt zeigte. "Davor traute ich mich einfach nicht."

Es sind immer wieder starke Frauenrollen, in denen Reinsperger besetzt wird. Die Medea. Die Nora. Oder die spanische Gräfin in "Das Narrenschiff" von Katherine Anne Porter. In dieser Rolle wird Reinsperger in wenigen Tagen die Spielzeit am Wiener Volkstheater eröffnen. Auf einer Schifffahrt von Mexiko nach Bremerhaven offenbart eine Gruppe internationaler Passagiere kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten ihre geheimen Obsessionen, ihre Wünsche und Schwächen. Die drogenabhängige Gräfin ist eine von ihnen.

In der berühmten Verfilmung von Stanley Kramer wird die Rolle von Simone Signoret gespielt, eine Revolutionärin aus Langeweile. Gesehen hat Reinsperger den Film nicht, aus "Selbstschutz", wie sie selbst sagt, dafür hat sie aber das über 800-seitige Buch gelesen. "Ich spreche nie über die Rollen, die ich spiele. Sie zu interpretieren überlasse ich dem Zuschauer."

Model Esra trägt einen Pyjama von Le Moult, Stefanie Reinsperger den Badeanzug No. 7 von Veronica Dreyer, der Pelerinenmantel ist von Art for Art.
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So unkompliziert sich Reinsperger gibt, so offen sie Rede und Antwort steht, so ungern spricht sie über ihre Rollen. Sie ist weniger Kopf- als Bauchspielerin, jemand, der lieber über eigens zusammengestellte Playlists als über Sekundärwerke in ein Stück eintaucht. "Ich habe bereits als Kind stundenlang Geschichten nachgespielt, allein oder mit meinen Eltern." Von Kindesbeinen an, sagt Reinsperger, kannte sie nur einen Berufswunsch: Schauspielerin zu werden. Und das, obwohl niemand in ihrer Familie in einem künstlerischen Bereich tätig ist. Sowohl Vater als auch Mutter arbeiteten im Außenministerium, ihre Kindheit verbrachte Reinsperger in Belgrad und London.

Esra in einem Pulli und einer Stola von Rani Bageria, Stefanie in einem Hemd von Sacal, Rock Céline, Stiefel Art for Art.
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Als sie neun war, übersiedelte die Familie nach Biedermannsdorf bei Mödling, wo Reinsperger später eine Handelsakademie absolvierte. Theater war neben der Schule immer ein Fixpunkt. Erst das Kindertheater in London, später das Schultheater. "Solange ich denken kann, bin ich ins Theater gegangen." Als sie sich nach der Matura zur Aufnahmeprüfung an der Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin anmeldete, war das ein logischer Schritt.

Stefanie Reinsperger und Model Esra in Kleidern von Vivienne Westwood Couture und Schuhen von Dries van Noten, fotografiert von Maria Ziegelböck.
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Seminar als Sprungbrett

Um so größer die Enttäuschung, als sie in der letzten Runde nicht genommen wurde. "Hätte mich meine Mutter nicht am Reinhardt-Seminar und dem Konservatorium in Wien angemeldet, weiß ich nicht, ob ich die Kraft gehabt hätte, es noch einmal zu probieren." Bei beiden Schulen wurde sie schließlich genommen, entschieden hat sie sich, wenig überraschend, fürs Seminar. "Eine fantastische Ausbildung", wie sie heute sagt. Und der geeignete Ort, sich ganz dem Spiel hinzugeben.

"Ich bin viel ausgeglichener, wenn ich auf der Bühne stehe", sagt Reinsperger. "Wenn ein Abend endet, denke ich oft: Nein, nicht abgehen. Gleich noch mal von vorne anfangen." Es ist diese Lust am Spiel, die sie Wochen vorher auch beim RONDO-Fotoshooting im Weinviertel an den Tag legte. Ein Tauchgang im Pelerinenmantel? Kein Problem. Kopfüber ins Kornfeld? Aber sicher doch. "Was ich unterschätzt habe, ist, wie anstrengend ein Fotoshooting ist. Das ist ein bisschen wie Theater." Allerdings mit dem Unterschied, dass es beim Shooting sie selbst ist, die sich die Kleidung aussucht.

Schauspielerin Stefanie Reinsperger in einem Spitzencape von Vivienne Westwood Couture mit Ohrringen von Ann Demeulemeester.
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Nicht, dass Mode in Reinspergers Leben eine große Rolle spielen würde. Seitdem sie in Düsseldorf Elfriede Jelineks "Nora³" spielte (nach dem Reinhardt-Seminar gehörte sie drei Jahre lang dem dortigen Ensemble an, bevor sie ans Burgtheater wechselte), hat Kleidung in ihrem Leben einen anderen Stellenwert. Für die Übernahme der Inszenierung ins Wiener Volkstheater ergänzte Jelinek die Aufführung um einen Epilog.

Darin reflektiert die Nobelpreisträgerin die globalen Zusammenhänge zwischen einstürzenden Textilfabriken in Bangladesch und unserer Oberflächlichkeit im Umgang mit Mode. "Es ist egal, ob Sie Kleider oder ein Schicksal tragen", mahnt Reinsperger im Epilog. "Kein Kleidungsstück ist für die Ewigkeit."

Worte, die sich ihr eingeprägt haben. Theater, sagt sie, müsse Stellung beziehen. Am besten tut es das mit lauter Stimme. Über die verfügt Reinsperger allemal. (Stephan Hilpold, RONDO, 2.9.2016)

Stefanie Reinsperger in einer Bluse von Saint Laurent, einem Badeanzug von Veronica Dreyer, Schuhen von Dior und Ohrringen von Ankertipl. Der Rock ist von Art for Art. Model Esra trägt ein Cape von Prada, ein Hemd von Dries Van Noten, die Hose ist von Louis Vuitton, die Schuhe sind von Giorgio Armani, und der Zylinder ist von Mühlbauer.
Foto: Maria Ziegelböck