Einheitsbrei, so weit das Auge blickt: Wer im Wiener Handel Wiener Originale sucht, wird nur in kleinen Oasen fündig. Die Gründe für die Vertreibung traditioneller Betriebe aus der Innenstadt sind vielfältig und nicht selten selbstverschuldet. Generationswechsel scheitern, neue Entwicklungen werden verschlafen, die Zeit der geschützten Werkstätten ist vorbei. Die Verlockung einmaliger Profite durch immens hohe Ablösen trägt ebenso dazu bei, dass sich viele den täglichen Kampf mit der wachsenden internationalen Konkurrenz nicht mehr antun wollen.

Dass in Wien wie in vielen anderen Metropolen vieles falsch läuft, ist dennoch nicht wegzudiskutieren. Die globale Immobilienwirtschaft machte prominente Handelsflächen zu ihrem Spielball. Uniforme Betriebskonzepte wurden vielfach ohne Rücksicht auf Verluste durchgedrückt, Gewinne anderswo lukriert. Was Hausbesitzer zu nützen wussten und was die Mieten nach oben trieb. Alteingesessene Händler ziehen im Gerichtsstreit meist den Kürzeren.

Auf der Strecke bleiben Einzelkämpfer. Es ist ein leises Sterben, das unterm Strich dennoch unzählige Arbeitsplätze kostet. Die Politik hat sich dafür nie interessiert, der Wulst an Hürden und Kosten für kleine Händler stieg.

Konsumenten, die den weltweiten Vormarsch der ewig gleichen Ketten beklagen, sollten sich freilich selbst an der Nase nehmen. Nachfrage bestimmt das Angebot. Jene nach Individualität ist offenbar überschaubar. (Verena Kainrath, 31.8.2016)