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Verhüllte Frauen werden am Strand von Tel Aviv nicht als Provokation mit politischer Botschaft empfunden.

Foto: REUTERS/Baz Ratner

Juden und Muslime in Israel mögen ja viele Differenzen haben, aber in einem scheinen sie sich einig zu sein: Dass Frauen in Frankreich wegen ihrer Ganzkörper-Schwimmoutfits bestraft werden, ist unbegreiflich. "Ich möchte, dass jede Frau das Gefühl hat, man kann sich anziehen, wie man will, und dass keine dumm angeschaut wird, weil sie zu viel trägt oder zu wenig trägt", sagt die Studentin Mascha Blender, die im knappen Bikini am Sandstrand von Tel Aviv legt. Patschnass den Wellen entstiegen ist gerade Ala Oudeh, eine Schülerin, die vom Scheitel bis zu den Fußknöcheln in schwarzes Tuch gehüllt ist. "Jeder soll anziehen, was er für richtig hält", sagt auch sie, "Menschen können keine Strafen dafür geben, nur Gott gibt Strafen."

"Sittsame Kleidung" auch bei strenggläubigen Jüdinnen

Den israelischen Behörden ist der Kampf gegen den Terror und gegen islamistische Aufwiegelung sicher ein Anliegen, aber niemand denkt in diesem Zusammenhang an Bekleidungsvorschriften. Badende Frauen mit fast gänzlich verhülltem Körper werden keineswegs als Provokation mit politischer Botschaft empfunden – sie gehören einfach seit jeher zum Alltagsbild. Ein Verbot von Burka oder Burkini wäre in Israel auch deswegen undenkbar, weil nicht nur muslimische, sondern auch strengreligiöse jüdische Frauen Wert auf "sittsame Kleidung" legen.

Marci Rapp designt in ihrem kleinen Heimatelier in Jerusalem schicke, aber "artige" Badeanzüge, die man über das Internet auch aus dem Ausland bestellen kann. Die Modelle eignen sich auch für Frauen, die sich aus medizinischen Gründen vor der Sonne schützen müssen oder Mängel in ihrem Aussehen verbergen wollen, erklärt sie. Man könne ja nicht prüfen, ob die Trägerin eine religiöse oder eine andere Motivation hat. Und nein, Burkinis seien kein Symbol für religiöse Unterdrückung durch die Männer, im Gegenteil: "Jene, die entscheiden, sich aus religiösen Gründen oder aus Sittsamkeit zu bedecken, fühlen sich nicht unterdrückt – wir glauben, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, so viel zu bedecken, wie wir wollen." (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 2.9.2016)