Schultüten für Kinder, deren Eltern um Asyl angesucht haben.

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Wien – Auch in diesem Schuljahr werden wieder neue Flüchtlingskinder in Österreichs Schulklassen sitzen. Besuchten laut Bildungsministerium im Oktober 2015 noch rund 5000 Kinder von Asylwerbern beziehungsweise unbegleitete minderjährige Flüchtlinge die Schulen, waren es mit Stichtag 30. Juni 2016 schon 14.233. Ganz aktuelle Bundesländerzahlen zu Schulbeginn variieren, weil Kinder mit ihren Familien inzwischen weggezogen sind, andere wiederum dazugekommen sind. Insgesamt liegt der Anteil der Flüchtlingskinder an Schulen weiter bei rund 1,3 Prozent.

Schon im Herbst des Vorjahres hat das Bildungsministerium den Posten einer Flüchtlingsbeauftragten geschaffen. Die ehemalige grüne Volksanwältin Terezija Stoisits ist Ansprechpartnerin für die Schulen und soll verschiedene Initiativen koordinieren. Für die Integration der Flüchtlingskinder hat das Bildungsministerium 143,75 Millionen Euro bis zum Jahr 2017 zusätzlich zur Verfügung. Finanziert werden damit vor allem Sprachförderungskurse. "Wir haben doppelt so viele Planstellen für Sprachförderkurse wie im Schuljahr 2014/15", sagt Stoisits zum STANDARD.

Von 45 auf 60 Klassen ausgebaut würden in diesem Schuljahr zudem die Übergangsstufen, in denen Jugendliche ein Jahr lang so weit gebracht werden sollen, dass sie eine berufsbildende Schule besuchen können.

In Wien hatten sich im vergangenen Schuljahr Stadtregierung und Stadtschulrat vehement gegen reine Flüchtlingsklassen gesträubt, ehe aufgrund des Flüchtlingsandrangs doch einige eingerichtet werden mussten. 17 "Neu in Wien-Klassen" gab es, im neuen Schuljahr bleiben noch fünf reine Flüchtlingsklassen bestehen, bei denen die Schülerhöchstzahl pro Klasse aber noch nicht ausgeschöpft ist. Damit will man auf neu ankommende schulpflichtige Flüchtlinge während des Schuljahrs vorbereitet sein.

Willkommensklassen

In Vorarlberg werden Schülerinnen und Schüler in bestehende Klassen integriert. Sprachförderung in Kleingruppen findet außerhalb des Klassenverbundes statt. Eine spezielle Klasse wurde für Jugendliche von 15 bis 21 Jahren an der HAK/HAS Feldkirch eingerichtet. In dieser Übergangsklasse können junge Menschen den Pflichtschulabschluss machen.

Auch in Salzburg sitzen schulpflichtige Flüchtlingskinder in ihrer Schulstufe im Regelunterricht, zur Sprachförderung gehen sie teilweise zusätzlich in eine der drei Willkommensklassen. Für die Sprachförderung der Flüchtlinge hat Salzburg vom Bund im Vorjahr sechs zusätzliche Planstellen erhalten. "Das ist weit unter dem Bedarf", sagt der Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), Christian Blaschke. Deshalb bezahle die Landesregierung die zusätzlich benötigten Sprachlehrer selbst. Statt der vom Bund vorgesehenen 51 Sprachlehrer gibt es in Salzburg nun 75.

Nahe am Wohnort

Die Integration der rund 1900 schulpflichtigen Flüchtlingskinder in der Steiermark – bei 72.000 Pflichtschulkindern insgesamt – sei kein großes Problem, heißt es im Büro der zuständigen Schullandesrätin Ursula Lackner. Besonderes Augenmerk lege man auf die Zeit nach den Pflichtschuljahren. Für Jugendliche zwischen 15 bis 17 ohne Schulabschluss startet ein eigenes Bildungsprogramm, mit dem der Einstieg in eine mittlere oder höhere Schule, in eine Lehrausbildung oder eine AMS-Schulung ermöglicht werden soll.

Auch Kärnten wird ohne reine Flüchtlingskasten auskommen, "wir versuchen, die Kinder so wohnortsnah wie möglich in bestehende Klassen zu integrieren", sagt Andreas Schäfermeier vom Landeshauptmannbüro. In Tirol wurden für die Integration der Kinder in den Unterricht bereits im Vorjahr 35 zusätzliche Planstellen im Pflichtschulbereich geschaffen, die sich auf 95 Lehrpersonen an insgesamt 137 Tiroler Schulen verteilen. Diese Maßnahme wird fortgesetzt.

In Oberösterreich hat die schulische Integration von schulpflichtigen Flüchtlingskindern bisher ohne gröbere Probleme funktioniert. Bereits im Vorjahr wurde beim Landesschulrat eine koordinierende Stabsstelle eingerichtet. Und auch im heurigen Schuljahr verzichtet man bewusst auf reine Flüchtlingsklassen.

Das Burgenland versorgt seine Flüchtlingskinder mit 33 Sprachfördergruppen, die von 16 zusätzlichen Lehrern betreut werden. "Ab acht Schülern am Standort machen wir sogenannte Sprachstartgruppen._Während die anderen Kinder Deutsch haben, haben Flüchtlingskinder eben Intensivdeutsch", sagt Karin Vukman vom Landesschulrat. (ars, jub, koli, krud, mue, ruep, wei, 5.9.2016)