Migranten werden aus Griechenland nach Izmir in der Türkei zurückgebracht.

Foto: APA/AFP/OZAN KOSE

Helsinki – Das "Architekt" des mit der Türkei abgeschlossenen Flüchtlingsankommens der EU, Gerald Knaus, hat sich in einem am Wochenende in der finnischen Tageszeitung "Helsingin Sanomat" erschienenen Interview von dessen Umsetzung enttäuscht gezeigt. Er kritisierte in diesem Zusammenhang sowohl die Regierungen der EU-Staaten als auch die Türkei.

Das Abkommen funktioniere nicht auf die beabsichtigte Weise und drohe ganz zu scheitern, warnte der Österreicher in dem Artikel. Die EU-Staaten hätten Ankara nicht ausreichend unter Druck gesetzt, um das türkische Asylsystem zu einem "schnellen, fairen und ernst zu nehmenden System" zu machen. Knaus bezeichnete es als "beschämend", dass die EU von der Türkei erwarte, die Geflüchteten gut zu behandeln, sich dabei selbst nicht in der Lage gezeigt habe, das selbe in Griechenland durchzusetzen.

Es bestehe zudem die Gefahr, dass die derzeit in der Türkei festsitzenden Flüchtlinge aufgrund der herrschenden griechischen Regelung, wonach die Türkei kein sicheres Drittland ist, zu der Schlussfolgerung kommen würden, es bestehe keine Gefahr mehr, in Griechenland abgewiesen und in die Türkei zurückgeschickt zu werden. Es könnte daher zu einer neuen Welle an gefährlichen Überfahrten über das Mittelmeer kommen könnte. (APA, 5.9.2016)